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Die große Nano-Faszination

Carl-Severing-Berufskolleg baut Elektronenmikroskop


Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Was Ranga Yogeshwar für »Quarks & Co.« im Fernsehen, ist Pfarrer Friedrich Götte im Carl-Severing-Berufskolleg für Metall- und Elektrotechnik. Der studierte Seelsorger ist nach eigenen Angaben mit dem Katechismus ebenso schnell wie mit physikalischen Formeln und unterrichtet mehr als nur Religion. Beim ersten Nano-Tag des Kollegs entführte Götte zusammen mit Uni-Professor Dr. Dario Anselmetti, Humanwissenschaftler Prof. Dr. Volker Peckhaus und seinem Lehrerkollegen Frank Simon mehr als 100 Schüler in die faszinierende Welt der Nano-Technologie.
Uni-Physiker Anselmetti jedenfalls war begeistert vom Engagement der Kollegiaten, die in Eigenregie unter fachlicher Begleitung der Universität ein Tunnel-Rasterelektronenmikroskop nicht nur rein technisch perfekt bauten, sondern dank pfiffiger Schüler wie Lennart Ochel (17) sogar die entsprechende Bearbeitungssoftware hinbekommen haben.
Von der einzigartigen Entwicklung, die da im großen Klassenraum Premiere feierte, werden die unterschiedlichen Klassen und Themenbereiche des Kollegs, insbesondere aber die angehenden physikalisch-technischen Assistenten (PTA) profitieren. Das Mikroskop wird, wie Simon betont, die Attraktivität der Ausbildung weiter fördern. In Bielefeld werden für ganz Westfalen die einzigen PTA-Anwärter in drei Jahren zur Hochschulreife und gleichzeitig zum staatlichen Abschluss des Assistentenberufs in Wissenschaft und Produktion geführt. Damit gewinnen die 20 Schüler pro Jahrgang genau ein Jahr gegenüber den Abiturienten am Gymnasium, denen die praktische Komponente fehlt.
Die Faszination des Elektronenmikroskops, das in dieser Form erstmalig an einer Schule gebaut wurde und die Metall- und Elektrosparten optimal verband, animierte allerdings die Jugendlichen auch zum Nachdenken über die theologischen und philospohischen Komponenten der Kunst, ganz genau Materialien und Oberflächen analysieren zu können. Gegen die bis 100-millionenfache Vergrößerung war die bisherige Strukturanalyse durch mechanisches Abtasten nicht viel mehr als der Tropfen auf den heißen Stein.

Artikel vom 29.10.2005