Hoberge-Uerentrup (MiS). Als sich Johannes Kieselbach 1926 auf den Weg nach Italien machen wollte, da musste sein Vater für ihn den Pass beantragen. Schließlich war er da noch nicht ganz 21 Jahre alt, nach damaligem Recht also nicht erwachsen. »Und mein Vater war auch nicht erfreut darüber, dass ich eine so weite Reise machen wollte«, erzählt Kieselbach. Am heutigen Samstag feiert der rüstige Senior ein ganz besonderes Fest: seinen 100. Geburtstag. Reisen, die haben den Lebensweg des Jubilars bis in das hohe Alter hinein bestimmt. Damals, 1926, ging es mit dem Zug nach Neapel, von dort mit einem Fischerboot nach Sizilien. Ein wirkliches Abenteuer. Aber auch im neunten Lebensjahrzehnt machte er sich noch mit seinem Sohn Ulrich auf eine Wohnmobiltour in die Provence. Johannes Kieselbach verließ mit 14 Jahren die Bosse-Realschule, absolvierte eine kaufmännische Lehre und arbeitete danach bei der Bielefelder Hebezeugfabrik Gebr. Dickertmann, in der er es bis zum Einkaufsleiter brachte. Später wechselte er zu Benteler in Bielefeld, danach zur Fischer AG nach Frankfurt. Nach dem Zweiten Weltkrieg half er seinem Vater Conrad beim Wiederaufbau der elterlichen Ledergroßhandlung, die bis 1971 an der Notpfortenstraße 1a bestand und zuletzt von Johannes Kieselbach und seinem Bruder Conrad geleitet wurde. Seit 64 Jahren ist Johannes Kieselbach mit seiner Frau Anne-Marie (86), geb. Horstkotte, verheiratet. Das Paar lebt seit 1953 in Hoberge-Uerentrup in einem Haus mit großem Garten. Gemeinsam zogen sie vier Söhne groß. Inzwischen gibt es vier Enkelkinder und drei Urenkel. Entscheidend geprägt wurde Kieselbachs Leben von der Wandervogelbewegung der 20er Jahre. Damals existierte in der Senne das Wanderheim »Greten Venn«, das von der Lehrerin Emmy Mertgen aufgebaut und geleitet wurde. Dort trafen sich an den Wochenenden regelmäßig junge Menschen zu Wanderungen, produktiver Freizeitgestaltung und auch zu hitzigen Diskussionsrunden. Ein gesundheitsbewusster Lebensstil und viel Sport sind das »Geheimrezept« von Johannes Kieselbach für ein gesegnetes Alter. Und natürlich die gute Küche von Ehefrau Anne-Marie. Noch immer unternimmt er kleine Spaziergänge, erledigt kleine Gartenarbeiten und verfolgt interessiert das aktuelle politische Geschehen. Am heutigen Samstag feiert der Jubilar mit 80 Gästen im »Kreuzkrug«.
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