28.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Auf vielen Volksfesten ist Flaute

Die Umsätze der Schaustellerbranche haben sich in fünf Jahren halbiert

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WB). Die angespannte wirtschaftliche Lage geht auch am deutschen Schaustellergewerbe nicht spurlos vorüber. Auf vielen Volksfesten herrscht Flaute, Karussellbesitzer und Schießbudenbetreiber beklagen massive Umsatzeinbrüche.

Im Jahr 2000 seien auf den 14 000 Volksfesten zwischen Flensburg und Rosenheim etwa 3,9 Milliarden Euro umgesetzt worden, vergangenes Jahr nur noch zwei Milliarden. Diese Zahlen nannte gestern in Paderborn der Geschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes (DSB), Hartmut Hempel. Nach seinen Angaben gibt es bundesweit ungefähr 5 500 Schaustellerfamilien mit insgesamt 15 000 Geschäften. »Rechnet man die Aushilfskräfte mit, sichert die Kirmes circa 40 000 Arbeitsplätze«, verweist Hempel auf die ökonomische Bedeutung. Volksfeste seien nach wie vor der wichtigste Wirtschaftsfaktor in der Freizeitbranche, doch viele Schausteller lebten inzwischen von der Substanz.
Um den Negativtrend zu stoppen, hat der DSB bei der Hamburger Consultingagentur Lischke eine Studie in Auftrag gegeben. Deren wesentliche Ergebnisse nennt Unternehmensberater Matthias Dargel: »Statt Preiskampf bessere Qualität bieten und individuelle Konzepte für jede Kirmes entwickeln«. Die Zielgruppe der über 50-Jährigen wolle zum Beispiel mit Romantikabenden bei Oldiemusik angesprochen werden, die jüngere Generation mit einem speziellen Techno-Tag.
Trotz stetig steigender Preise für für Fahrgeschäfte - ein Kinderkarussell kostet 250 000 Euro, eine Hightech-Wildwasser oder -Achterbahn bis zu sechs Millionen - seien Preiserhöhungen am Markt nicht durchsetzbar. »Die Spanne ist ausgereizt«, glaubt Dargel. Sein Resümee: »Traditionelle innerstädtische Volksfeste wie Libori laufen, die Retortenkirmes auf der grünen Wiese ist tot«.

Artikel vom 28.10.2005