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Beben-Überlebende
sterben an Tetanus

Impfstoff in Pakistan nur begrenzt verfügbar

Islamabad (dpa). Drei Wochen nach dem Erdbeben in Südasien haben Hilfsorganisationen vor einer humanitären Katastrophe in Pakistan gewarnt.

Ein Bündnis aus Brot für die Welt, Deutscher Welthungerhilfe, medico international, Misereor und terre des hommes appellierte gestern an die Weltgemeinschaft, die Hilfe »ohne wenn und aber« aufzustocken. »Noch besteht die Möglichkeit, eine weitere Katastrophe zu verhindern, wenn vor dem herannahenden Winter genügend Hilfsgüter in die zerstörten Dörfer und Städte gebracht werden.« Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) rief die Bürger zu Spenden auf.
Überlebende des Bebens in Pakistan sterben inzwischen wegen Impfstoffmangels an Tetanus. Die Zeitung »The News« berichtete unter Berufung auf Gesundheitsbehörden, 30 Menschen aus dem Katastrophengebiet seien in Krankenhäusern in der Garnisonsstadt Rawalpindi an Wundstarrkrampf gestorben. Ein Krankenhausarzt sagte, der Impfstoff werde vom Nationalen Gesundheitsinstitut nur in begrenzten Mengen zur Verfügung gestellt. Nach offiziellen Angaben kamen in Pakistan und Indien mehr als 55 000 Menschen bei dem Erdbeben vom 8. Oktober ums Leben, 85 000 wurden verletzt. In Pakistan machte das Beben knapp drei Millionen Menschen obdachlos.
Wieczorek-Zeul forderte zusätzliche Mittel für die Hilfe in Pakistan. Zusätzlich zu den bereits zugesagten 20 Millionen Euro habe sie beim Bundesfinanzministerium überplanmäßige Mittel in Höhe von fünf Millionen Euro beantragt, sagte sie. Die Ministerin rief auch die Bürger auf, mit Spenden den Menschen in Pakistan zu helfen. Viele Überlebende seien obdachlos oder verletzt. Bald beginne der Winter. »Wir dürfen nicht zulassen, dass die Menschen nach der Erdbebenkatastrophe erfrieren oder verhungern. Insbesondere die Kinder brauchen dringend unsere Hilfe.«
Indien sagte dem früheren Erzfeind Pakistan 25 Millionen Dollar Erdbebenhilfe zu. Die Deutsche Welthungerhilfe stellt eine Million Euro bereit. Damit sollen 10 000 Menschen versorgt werden, teilte die Hilfsorganisation mit. Benötigt würden vor allem Wellblech, Nägel und Werkzeug, um winterfeste Notunterkünfte zu bauen.

Artikel vom 28.10.2005