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James Cook nach Düsseldorf

Westfalia Van Conversion streicht 110 Stellen in Rheda-Wiedenbrück

Von Dirk Bodderas
Rheda-Wiedenbrück (WB). Das Wohnmobil »James Cook«, seit 27 Jahren Flaggschiff der 100-prozentigen DaimlerChrysler-Tochter Westfalia Van Conversion, wird von Mai 2006 an in einem neuen Werk in Düsseldorf gefertigt.
Westfalia-Geschäftsführer Andreas Maas (r.) und Marketing-Leiter Karl-Heinz Strätker posieren vor einem James Cook-Wohnmobil. Die Produktion wird aus Rheda-Wiedenbrück abgezogen. Foto: Bodderas

Damit fallen in Rheda-Wiedenbrück 110 Arbeitsplätze weg. Gegen die Entscheidung der Geschäftsleitung haben gestern die Wohnmobilbauer mit einem Warnstreik protestiert und anschließend für den Rest des Tages die Arbeit niedergelegt.
In der Landeshauptstadt werden bereits seit drei Monaten die großvolumigen Kunststoffdächer des Luxus-Liners auf Mercedes Sprinter-Basis produziert. Die Geschäftsführung ließ gestern erklären, dass man »zu gegebener Zeit« eine Stellungnahme abgeben werde.
Der jüngsten Entscheidung war nach Darstellung von Betriebsrat und IG Metall eine eineinhalbjährige Verhandlungsphase vorausgegangen. Trotz des Angebotes der Mitarbeiter vom Mai 2005, Einsparungen in Höhe von insgesamt 4,6 Millionen Euro über einen Zeitraum von drei Jahren (2005 bis 2008) mitzutragen, »hat sich Geschäftsführer Andreas Maas gegen den Standort Rheda-Wiedenbrück entschieden«.
Nach fünfmonatiger »Hinhaltetaktik der Geschäftsführung« sei das Angebot der Mitarbeiter nicht genug: Jetzt werde auch noch die 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich, die Standardlohn-Reduzierung auf 120 Prozent, gewinnabhängiges Weihnachts- und Urlaubsgeld und besagter Abbau von 110 Jobs verlangt. Pro Jahr habe jeder Mitarbeiter 5000 Euro weniger in der Lohntüte. Aber ohne diese Zugeständnisse, sagte IG-Metall-Geschäftsführer Bernd Marks (Gütersloh) gestern, werde auch die Produktion des Marco Polo (Mercedes Viano-Basis) verlagert. Wie es hieß, arbeitet Andreas Maas ab März kommenden Jahres für DaimlerChrysler in den USA.
Bereits im Jahr 2002 hatte es herbe Einschnitte bei Westfalia gegeben. Nachdem Volkswagen den Ausbau der Reisemobile unter eigener Aegide weiterführte, mussten in der Folgezeit 180 von 430 Westfalianern entlassen werden.
2003 wurden bei Westfalia Van Conversion rund 10 000 Freizeitmobile auf Basis von Mercedes-, Ford- und Opel-Modellen produziert.
Mittwoch kommender Woche werden die Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung fortgesetzt.

Artikel vom 28.10.2005