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Abwarten kann
das Leben kosten

Erneut Herzwoche im November


Gadderbaum (sas). Jeder dritte Mensch mit Herzinfarkt stirbt, bevor er die rettende Klinik erreicht. Denn aller Aufklärung zum Trotz: Noch immer werden Warnsignale ignoriert, warten Patienten ab und vergeht viel zuviel Zeit, bis der Notarzt gerufen wird. »Niemals zögern - Notruf wählen« lautet daher das Motto der bundesweiten Herzwoche der Deutschen Herzstiftung vom 4. bis 11. November. Das Evangelische Krankenhaus Bielefeld (EVKB) ist mit Veranstaltungen dabei.
»Wichtig ist beim Herznotfall, dass der Patient die Symptome kennt, dass die Zusammenarbeit zwischen niedergelassenem Arzt, Notarzt und Klinik klappt und die Abläufe koordiniert sind«, sagt Prof. Dr. Rainer Kolloch, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am EvKB. Denn 60 Prozent der überflüssigen und oft tödlichen Zeitverzögerung sind durch den Patienten verschuldet, der restliche Zeitverlust ist den Medizinern anzulasten. »Man sollte Beschwerden nicht verdrängen und keine Angst haben, den Rettungsdienst 'zu stören'«, sagt Horst Jacob, Beauftragter der Herzstiftung.
Alarmzeichen für einen Herzinfarkt sind anhaltende, ausstrahlende Brustschmerzen, Engegefühl, Angst, Luftnot, Erbrechen, fahle Gesichtsfarbe und kalter Schweiß. Bei Frauen allerdings sind oft nur Luftnot, Übelkeit, Schmerzen im Oberbauch und Erbrechen alleinige Symptome! Dabei ist der Infarkt nur einer von mehreren Herznotfällen: »Am häufigsten kommen die Menschen mit Rhythmusstörungen in die Klinik«, sagt der Kardiologe und Oberarzt Dr. Hermann Storm. Aber auch akute Durchblutungsstörungen (Angina pectoris), akute Herzschwäche, Herzklappen- oder Herzbeutelentzündungen, ein Aneurysma oder ein plötzlicher Bewusstseinsverlust - gerade bei Älteren als Hinweis auf ein Herzleiden oft unterschätzt - sind Gründe, in die Klinik zu kommen.
Noch knapper als beim Infarkt ist die Zeit beim Kammerflimmern: Innerhalb von acht Minuten muss das Herz mittels Defibrillator wieder »angeworfen« werden. Nicht sofort tödlich, aber gefährlich ist das Vorhofflimmern, das wie Rhythmusstörungenen daherkommt: Dabei bleibt Blut im Herzen stehen, und es besteht die Gefahr eines Gerinnsels und damit Schlaganfalles. »Hier müssen Blutverdünner gegeben werden«, betont Kolloch.
Von banal bis bedrohlich können Herzrhythmusstörungen sein. »Langzeit-EKG und Ultraschall erlauben eine sichere Aussage ob sie gefährlich sind«, erklärt Storm. In dem Fall wird medikamentös behandelt oder auch ein Herzschrittmacher eingesetzt. Therapiert werden gleichwohl oft auch harmlose Arhythmien, wenn sie den Patienten subjektiv belasten.

Artikel vom 28.10.2005