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Menschen in
unserer Stadt
Erhard Sommerfeld
Amtsinspektor der Justiz

Wenn Menschen Knall auf Fall ihren Arbeitsplatz verlieren, stehen sie ratlos vor ihren Problemen. Glücklich der, dem einfällt: Es gibt doch das Arbeitsgericht!
Der gute Geist dieser Institution war bislang Erhard Sommerfeld, der Tausenden Verzweifelter den Lichtstreif am Horizont gewiesen hat. Der gebürtige Memelländer aus Deegeln verpflichtete sich zunächst für zwölf Jahre bei der Bundeswehr, »und dann bin ich eher zufällig beim Arbeitsgericht gelandet.«
Diese Fügung empfindet Erhard Sommerfeld als sehr glücklich, denn hier konnnte er Menschen helfen. Es geht ja nicht nur um Aufwandsentschädigung für Zeugen, nicht nur darum, einen Dolmetscher aufzutreiben, nicht bloß um fristgerechte Ladung zu Terminen. »Mehr als 95 Prozent von jährlich 1000 Bürgern, die ein klärendes Gespräch wünschen, erheben dann auch Klage«, sagt Erhard Sommerfeld.
Und die muss formgerecht abgefasst werden, wenn die Justiz aktiv werden soll. Da wollen alle Details geklärt sein, da gilt es tüchische Klippen zu umschiffen. »Mitarbeiter von Kleinstfirmen genießen keinen Kündigungsschutz, oft aber weiß der Kläger gar nicht, wieviele Kollegen er hatte.« Häufigste Frage: Wie finanziere ich einen Prozess? »Ich habe geprüft, ob Prozesskostenhilfe gewährt werden konnte.«
Dank seines besonnenen Charakters konnte Erhard Sommerfeld so manchen kurz vor der Explosion stehenden Bürger gesprächsbereit machen, er hat Tränen getrocknet und Vertrauen in den Rechtsstaat geweckt. Er hat das juristisch Relevante aus kompletten Lebensbeichten gefiltert und unterschriftsreife Schriftsätze formuliert.
Manche sind jubelnd wiedergekommen: Wir haben gewonnen! Doch diese schönen Momente sind leider vorbei: »Obwohl ich jetzt auf dem höchsten Stand meines Fachwissens bin, muss ich mit 65, zum 1. November, in Pension gehen.« Es wird eine Feier geben - privat bei Erhard Sommerfeld und seiner Frau in Vilsendorf, wo dann 30 Kollegen zu bewirten sind.
Und danach? »Danach kümmere ich mich um meine Enkel und engagiere mich verstärkt in der Kolpingsfamilie.« Wenn Menschen Zuspruch brauchen, ist Erhard Sommerfeld stets zur Stelle. Auch als Pensionär.Matthias Meyer zur Heyde

Artikel vom 27.10.2005