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Räber spielt »Feuerwehrmann«

TSG-Reserve sucht Trainer: Joachim Lippert überraschend zurückgetreten

Von Eike-Andreas Stuke
Bielefeld (WB). Nach jahrelangem Abstiegskampf sollte es endlich aufwärts gehen mit der Handballreserve der TSG Altenhagen-Heepen. Westdeutscher Meister mit der A-Jugend und Joachim Lippert als neuer Coach, das versprach jede Menge frischen Wind. Doch die Realität sieht anders aus. Nach fünf Spieltagen befindet sich die TSG II im freien Fall, steht ohne Punkte am Tabellenende der Bezirksliga. Und überraschend ist »Atze« Lippert als Trainer nun auch noch zurückgetreten.

Es soll nach Rücksprache mit TSG-Chef Heinrich Rödding in erster Linie berufliche Überlastung und nicht die aktuelle sportliche Misere gewesen sein, die Lipperts Demission auslöste. Die TSG-Reserve sucht fieberhaft nach einem Nachfolger. Als »Feuerwehrmann« springt derweil A-Jugendtrainer Martin Räber in die Bresche. Er leitet bis zum Wochenende die Trainingseinheiten und wird gegen die Warendorfer SU (So., 15.30 Uhr) als Interimscoach auf der TSG-Bank Platz nehmen.
Lippert weist darauf hin, dass das junge Team sich in einer »Lernphase« befände. Bestes Beispiel sei die jüngste 26:34-Pleite in Greven gewesen, als seine Mannen 20 Minuten lang den von ihm vor der Saison geforderten »schnellen und attraktiven Handball« boten, aber dann nach einigen unglücklichen Aktionen laut Lippert »wieder überhastet agierten und in alte Fehler verfielen. Da muss man auch manchmal das Tempo rausnehmen können und Handball-Doof spielen. In der A-Jugend kannst du dir den ein oder anderen Wurf nehmen, aber in der Herren-Bezirksliga lacht der Torwart darüber«, so der zurückgetretene Coach. So stellt sich die Frage, ob es die richtige Entscheidung war, schon in dieser Saison nur auf den Elan der Jugend zu setzen.
Talente wie Daniel Ristig, Kai Szewczyk, Simon Sawatzky und Christian Traphöner, die Lippert selbst allesamt als Jugendtrainer betreute, sollten auf Anhieb Führungspositionen im Team übernehmen. Zugegeben: ein Verein, der es erst auf den letzten Metern der Saisonvorbreitung schafft, überhaupt ein Oberliga-Team auf die Beine zu stellen, hat andere Sorgen, als die Reserve mit Mitteln für Verstärkungen auszustatten.
Aber kam der Sprung für einige Spieler nicht doch zu früh? A-Jugendcoach Matze Räber, der mit einigen der Jugendlichen im Frühjahr die westdeutsche Meisterschaft errang, widerspricht: »Die Jungs haben auch in der letzten Saison häufiger ausgeholfen. Das ist mit Sicherheit nicht zu früh. Man muss ihnen aber Fehler zugestehen«.
Das Team sei »auf jeden Fall stark genug, um die Klasse zu halten. Die sollen sich erst mal die Hörner abstoßen«, lautet Räbers Devise »locker bleiben«. Am Sonntag steht gegen den Vorletzten Warendorf ein Vier-Punkte-Spiel an: »Das müssen wir gewinnen, um nicht den Anschluss zu verlieren«. Sonst droht, dass aus dem viel-stimmigen Meisterjubel des TSG-Talentschuppens ein Katzenjammer wird.
Heinrich Rödding, der die »Zwote« in der Vorsaison betreute, würde ungerne als »Ersatz« herhalten. »Eine andere Lösung wäre mir lieber«. Ein klares Nein hört sich freilich anders an . . .

Artikel vom 28.10.2005