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Die Angst vor dicken Wälzern

Autor Wilhelm Genazino schreibt »möglichst flüssig und stringent«


Bielefeld (bp). Es ist ein Roman über das Durcheinander des Liebeslebens. Ein Buch, das (auch) Männer lesen. Wirklich! Wilhelm Genazino stellte gestern Abend in der Zentralbibliothek vor mehr als 100 Zuhörern seinen Roman »Die Liebesblödigkeit« vor.
Der Held hat zwei Frauen, die nichts voneinander wissen. Er will sich für eine oder für keine oder doch für beide entscheiden. Der Held ist zudem hauptberuflich Apokalypse-Spezialist, und auch die Nebenfiguren in seinem Roman haben ähnlich spannende Berufe: Panik-Berater, Empörten-Beauftragter oder Ekel-Referent.
Genazino war schon einmal im Bielefeld - 2003 in der Universität. »Das war eine sehr schöne Veranstaltung«, erinnert er sich. Für ihn sei es bei der Arbeit wichtig, sein Buch »möglichst flüssig und stringent aufs Papier« zu bringen. An ein 1000-Seiten-Buch, so räumt er ein, traue er sich nicht heran: »Ich habe Angst, dass das Buch abstürzt.« So ein »dickes Ding« müsse »sehr gut komponiert« sein und das gelinge nur wenigen. Genazino: »Ý100 Jahre EinsamkeitÜ ist ein solches Buch.«
Er selbst lese jeden Tag: »Morgens, nachdem ich aufgestanden bin, und dann abends.« Nebeneinander. Zurzeit lese er den »Unabhängigkeitstag« von Richard Ford und die Memoiren von Tennessee Williams (»Die waren vergriffen, aber ich habe sie in einem Antiquariat aufgespürt«), dazu die Bücher von Iris Hanika, der diesjährigen Hans-Fallada-Preisträgerin. Genazino: »Ich saß in der Jury, und ich halte auch die Laudatio - darauf freue ich mich schon.«
Seit dem Frühjahr arbeite er an fünf »Frankfurter Poetikvorlesungen« für die Goethe-Universität, die es 2006 auch gedruckt als Buch geben soll. Genazino: »Diese Arbeit habe ich unterschätzt. Ich dachte, ich wäre im Juli fertig, aber bis Mitte November wird es wohl dauern.«

Artikel vom 27.10.2005