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Günstiger als in Holland

LBS erwartet steigende Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt

Von Bernhard Hertlein
Bielefeld (WB). Die größte Landesbausparkasse LBS-West erwartet eine kleine Trendwende auf dem OWL-Immobilienmarkt. Wie der Pressesprecher Dr. Hans-Ulrich Gruß gestern in Bielefeld erläuterte, steigt die Zahl der Wohnungsbau-Genehmigungen 2005 voraussichtlich von 3953 auf 4142.

Damit hebt sich Ostwestfalen-Lippe als einziger Regierungsbezirk vom noch negativen Landestrend ab. Dies sei, so sagte Gruß, vor allem auf die Zunahme beim Mehrfamilien-Hausbau zurückzuführen: »Die öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften in dieser Region haben eher als andere erkannt, dass sich die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau geändert haben.«
Gefragt ist nach Ermittlungen der LBS vor allem die Stadtwohnung. Interessiert seien sowohl die gut verdienenden Ehepaare ohne Kinder als auch Senioren. In den vergangenen zehn Jahren habe der Eigenheimbau in der Kernstadt um 65 Prozent zugelegt, in den Randbereichen (»Speckgürtel«) dagegen nur um ein Prozent. In den ländlichen Regionen nahm der Eigenheimbau im gleichen Zeitraum sogar um 14 Prozent ab.
Die mit durchschnittlich 4,4 Prozent niedrigsten Hypothekenzinsen seit dem Ende des Ersten Weltkrieges sowie seit zehn Jahren stabile Baupreise bei steigenden Mieten und Nettoeinkommen bilden nach Ansicht von Gruß hervorragende Rahmenbedingungen. Gruß errechnete am Beispiel eines 213 000 Euro teuren Wohnobjekts und eines Eigenkapitals von 60 000 Euro eine monatliche Belastung von nur noch 691 Euro. Die Belastung sei damit niedriger als die für das Objekt erzielbare Wohnungsmiete. »Der Einsatz von 40 Prozent Eigenkapital sei inzwischen die Regel«, erklärte Gruß.
Einfache neue Eigenheime gibt es nach Angaben der LBS etwa in Bielefeld heute bereits ab 180 000 Euro. Vor zehn Jahren hätten die gleichen Objekte noch 255 000 Euro und im Jahr 2000 etwa 245 000 Euro gekostet. Gruß: »Vor zehn Jahren pilgerten deutsche Wohnungsbau-Fachleute nach Holland, um sich dort über preisgünstiges Bauen zu informieren; heute sind die Baupreise dort höher als in Deutschland.«
Die zum regionalen Sparkassen-Verbund gehörende LBS-West ist mit einem Marktanteil von 45 Prozent mit großem Abstand Marktführer in NRW. Die Zahl der Neuverträge wird 2005 mit voraussichtlich 460 000 höher sein als im Vorjahr (448 000). Gruß zufolge ruhen bundesweit 45,8 Milliarden Euro auf (noch) nicht zugeteilten Bausparverträgen; davon stünden neun Milliarden vor der Zuteilung. Die LBS geht davon aus, das aus diesem Potenzial sich bald sehr viel Nachfrage nach neuen und vor allem guten gebrauchten Immobilien ergeben wird -ĂŠauch dann, wenn die Eigenheimzulage von der großen Koalition in Berlin möglicherweise bald ganz abgeschafft wird.
Seite 4: Kommentar

Artikel vom 27.10.2005