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Fix und fertig - Tortur
im »Hamsterrad« beenden

Je ein Drittel Arbeit, Freizeit und Schlaf helfen gegen das Ausgebranntsein

Die Situation ist alarmierend: Laut aktuellen Erhebungen fühlen sich die meisten bundesdeutschen Arbeitnehmer nicht mehr wie früher körperlich geschlaucht - Êdie Firma macht sie heute eher seelisch »fix und fertig«.

Besonders Frauen müssen sich immer häufiger wegen psychischer Beschwerden krankmelden, berichtet das Wissenschaftliche Institut der Ortskrankenkassen (WIdO).
Fast jeder Dritte fühlt sich durch die soziale Kälte und massiven Druck von oben, durch Angst um den Arbeitsplatz, Mobbing, Überstunden und einen nie da gewesenen Zeitdruck nervös und ange-spannt. Eine Erholung will sich auch am freien Wochenende nicht so recht einstellen. Mehr als 40 Prozent der Berufstätigen geben an, regelrecht »ausgebrannt« zu sein.
»Früher war das ÝBurn-out-SyndromÜ praktisch nur in helfenden und sozialen Berufen bekannt, bei Ärzten, Schwestern, Lehrern oder Altenpflegern. Heute gibt es fast keinen Beruf mehr, in dem nicht die Gefahr des ÝAusbrennensÜ besteht«, stellt der Münchner Internist und Betriebsmediziner Dr. Peter Kramer besorgt fest. »Viele ziehen sich in eine ÝPfeif-drauf-HaltungÜ zurück und haben für ihren ursprünglich geliebten Beruf nur noch Ironie und Sarkasmus übrig. Die Arbeit wird nur noch als ÝHamsterradÜ erlebt: Man rennt und rennt und kommt doch nicht richtig zum Ziel.«
Die meisten bekämpfen ihren Stress mit den falschen »Hausmitteln« - mit Alkohol, Kaffee und Zigaretten. Besser wäre es, so Dr. Kramer, mit Bedacht für Ausgleich zu sorgen. Seine Tipps:
Die Freizeit bewusst genießen: ohne Handy, ohne Mailbox - aber mit Familie und Freunden. Die Grundregel sollte lauten: ein Drittel Arbeit, ein Drittel Freizeit, ein Drittel Schlaf.
Für körperlichen Ausgleich sorgen: auf dem Fahrrad oder im Garten, beim Schwimmen oder Wandern.
Bloß keine Beruhigungs- oder Schlafpillen! Dem Stress besser mit natürlichen Mitteln begegnen: Die seltene sibirische Hochgebirgspflanze Rhodiola rosea zum Beispiel entfaltet zusammen mit dem Anti-Stress-Mineral Magnesium und dem Nervenvitamin B1 eine nachweislich »adaptogene« Wirkung. Das heißt, sie verbessert die Belastbarkeit in Stress-Situationen und erhöht die natürliche Widerstandskraft.
Dauer-Stress ist übrigens gefährlich. Er kann langfristig die gedächtnisbildenden Areale im Gehirn schädigen!
Entspannungstechniken erlernen, zum Beispiel Yoga, Autogenes Training oder die progressive Muskelrelaxation nach Jacobson.
»Wichtig ist auch die intensive Entspannung durch Hobbys, unterstreicht Betriebsarzt Dr. Kramer, fügt aber sogleich mahnend hinzu: »Das gilt in diesem Zusammenhang natürlich nicht für Menschen, die ihre Arbeit für ihr einziges Hobby halten. Sie sollten sich unbedingt Liebhabereien außerhalb des Berufs widmen.«

Artikel vom 04.11.2005