28.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gottes Segen für gute Theologen

100 Jahre Kirchliche Hochschule Bethel: Festvortrag und Empfang

Von Matthias Meyer zur Heyde und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Gute Theologie brauche gute Theologen, verliere nie die Bindung an die Kirche und hält Gott im Zentrum. Gute Theologie setze den Menschen zu Gott in Beziehung, erfülle die Bedürfnisse der Gemeinde und sei sich dessen bewusst, dass sie nicht alle Fragen beantworten könne.

Über diese sechs Kriterien guter Theologie sprach gestern in der Zionskirche Bischof Wolfgang Huber, Ratsvorsitzender der Ev. Kirche in Deutschland, zur Eröffnung der Feierlichkeiten der seit 100 Jahren bestehenden Kirchlichen Hochschule. Der Festredner betonte, gute Theologen dürften im Gespräch mit anderen Religionen niemals den christlichen Gottesbegriff so weit »eindampfen«, bis alle Unterschiede verschwunden sind: »Toleranz heißt nicht, Glaubenssätze zugunsten des Konsenses für gleichgültig zu erklären.«
»Gute Theologen sagen ÝjaÜ zur Kirche«, meinte Huber. Reflexion des Glaubens sei wichtig: »Ich setze mich dafür ein, dass die Vernunft nicht ideologischen Vorgaben unterworfen wird«, versicherte der Protestant in bewusster Abgrenzung zum Katholizismus. Andererseits dürfe die Kirchenleitung nicht in blinder Gefolgschaft der Wissenschaft Gott verlieren: »Lehren und Lernen muss auf die Kanzel, nicht auf den Katheder ausgerichtet sein.« Erstes Thema der Theologie bleibe Gott, der sich nicht säkularisieren lasse: »Man soll den Leuten aufs Maul schauen, ihnen aber nicht nach dem Munde reden.«
Über allem gelte es, sich eigener Grenzen bewusst zu bleiben. »Der gute Theologe dient dem Verstehen des Glaubens, hat aber nicht auf alles eine Antwort - manches bleibt nicht erklärbar«, sagte Huber. Er sei sicher, dass Bethel gute Theologen ausbilde und wünschte dafür Gottes Segen.
l Anschließend bat KiHo-Rektor François Vouga zum Empfang ins Hochschulgebäude. Uni-Rektor Dieter Timmermann gratulierte der »viel älteren und zugleich deutlich kleineren Schwester« zum 100. Geburtstag. Er pries die Vielzahl erfolgreicher Kooperationen und wünschte den Theologen, sie möchten Antworten in der schwierigen Situation einer säkularisierten Welt finden.
Oberbürgermeister Eberhard David wies auf die enge, fruchtbringende Verzahnung von KiHo - der ersten evangelischen Fakultät in Deutschland! - und der von Bodelschwinghschen Anstalten hin. Die kostenbedingte Abgabe der Pfarrerausbildung an Wuppertal werde demnächst durch die Fokussierung auf die Diakonie ersetzt. David betonte, wie wichtig es sei, die KiHo am Standort Bielefeld zu erhalten.

Artikel vom 28.10.2005