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Wild waren die Germanen
Spiel-, Koch und Bastelvorschläge im Ökotopia-Verlag aus der Kelten-Zeit
Hochgewachsen, kräftig von Statur, hellhäutig, rotblond und von »wildem Aussehen«: So haben griechische und römische Geschichtsschreiber sowohl die Kelten als auch die Germanen beschrieben.
Wild waren also unsere Vorfahren in Mitteleuropa. Dem Tapfersten, so wird berichtet, gehörten die besten Stücke beim Essen. Das lässt sich wunderbar nachspielen - einschließlich der Rauferei, falls ein anderer sich benachteiligt fühlt und selbst Anspruch auf das beste Stück Fleisch erhebt.
»Wilde Stämme« heißt ein neues Buch aus dem Ökotopia-Verlag (Preis: 18,90 Euro). Sybille Günther schildert darin das Alltagsleben der Kelten und der sie später verdrängenden Stämme der Germanen. Angereichert ist das Buch mit unzähligen Vorschlägen für historische Spiele, Kochübungen sowie Näh- und Bastelarbeiten.
Das Buch beginnt übrigens mit dem gemeinsamen Bau eines Lehmofens. Etwa vier Stunden braucht eine Kindergruppe dafür. Und bevor er dann in Betrieb genommen wird, muss er noch einmal erst eine gute Stunde aufgeheizt werden. Die heutige Mikrowelle ist natürlich schneller; aber die Menschen vor 1500 bis 2500 Jahren hatten und nahmen sich für wichtige Dinge noch Zeit.
Wichtig waren auch Lieder und Geschichten. Viele der spannenden Sagen, etwa über König Artus oder über die Nibelungen, stammen von den Kelten oder Germanen. Die Menschen wussten von anderen Welten, in denen fremde Wesen wie etwa die Feen lebten. Etwas von dieser Atmosphäre erhielt sich in Tolkiens »Herr der Ringe«.
Als die Germanen kamen, wichen die Kelten nach Norden aus. Im heutigen Wales und in Irland gibt es noch Sprachen, die wie das Gälische eng mit dem Keltischen verwandt sind.
Die Germanen versammelten sich zu jedem großen Fest bei der Thingstätte. Für das Spiel legt man einfach Baumstämme im Kreis, so dass jeder bei der Versammlung die gleiche Sitzposition hat. Übrigens haben sich viele altgermanische Wörter bis zu den modernen Vornamen erhalten. So steht Gunt (in Gunther) etwa für Kampf, Rich (in Heinrich) für mächtig, Fried (in Friedrich) für Friede und Ber (in Bernhard) für Bär.
Ursprünglich kannten die Germanen zwei Göttergeschlechter, die Vanen und die Asen. Die Vanen waren die Älteren und stifteten den Bauern Fruchtbarkeit. Bedeutendster Gott der Asen war Wodan, auch Odin genannt. Auch eine eigene Schrift hatten die Germanen; in manchen Gegenden Norddeutschlands haben sich die Runen als Hauszeichen erhalten.
Die Spiel-, Koch- und Bastelvorschläge reichen, um ein halbes Jahr Kelte oder Germane zu sein. Zusätzlich finden sich im Anhang Hinweise für lohnende Museen, archäologische Werkstätten und andere Ausflugsziele. Dabei fehlen weder das Museum Kalkriese bei Osnabrück noch das Freilichtmuseum Oerlinghausen in Lippe. (in)

Artikel vom 05.11.2005