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Ende der Radsport-Ehe
mit einem Sieg feiern

Rolf Aldag nimmt an der Seite von Erik Zabel Abschied

Von Wolfgang Schäffer
Dortmund (WB). Abschiedsschmerz? Wehmut? Radprofi Rolf Aldag weist das alles von sich. »Mich hat niemand gezwungen, aufzuhören. Ich habe mir das selbst ausgesucht«, sagt der 37-Jährige. Dann greift er zum Helm und schwingt sich wieder auf sein Rad. Beim 64. Dortmunder Sechstage-Rennen wartet schon die nächste schwere Jagd.

Ehrgeiz und Kampfeswille des langen Westfalen sind nach wie vor ungebrochen. Er rackert, sprintet und lässt die Beine wirbeln, dass es eine Freude ist. Gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten und Freund Erik Zabel setzt er alles daran, zum Abschluss seiner Karriere die Six-Days in der Ruhrmetropole für sich zu entscheiden. Nach der dritten Nacht liegt das Duo vorn.
Immerhin stand Aldag insgesamt bereits sieben Mal auf dem Siegertreppchen ganz oben. Zudem ist Dortmund sowohl für den in Beckum geborenen Aldag als auch für Sprint-Spezialist Zabel (35) aus Unna so etwas wie ein Heimspiel. Zusammen hat das Duo hier bereits vier Mal triumphiert.
Erfolge einer Radsport-Ehe, die nun zu Ende geht. Während Aldag beim Team T-Mobile neue Aufgaben wahrnehmen wird, wechselt Zabel zum neuen Milram Team. Gerade auch wegen der neuen Herausforderung wollte »Ete« eigentlich in diesem Winter nicht in die verräucherten Hallen. Doch der Start in Dortmund an der Seite von Aldag ist auch ein Dankeschön an den Kumpel, mit dem er sich bei allen großen Rundfahrten nicht nur das Zimmer, sondern auch alle Sorgen und Nöte teilte. »Rolf hat so viel für mich und meine erfolgreiche Karriere getan. Da ist es eine Selbstverständlichkeit, hier in Dortmund mit ihm zu fahren und alles dafür zu tun, ihn mit einem Sieg zu verabschieden.« Zabels Worte zeigen deutlich: In dieser Ehe stimmt trotz der bevorstehenden Zwangstrennung alles.
Das blinde Verständnis zahlt sich auch während der Hatz auf dem Dortmunder Holzoval aus. Frenetisch angefeuert von den begeisterten Besuchern in der Westfalenhalle zeigen die beiden Radprofis, die eigentlich auf der Straße zu Hause sind, dass sich sich vor den Bahnspezialisten keineswegs verstecken müssen.
Allerdings ist der Weg zum Erfolg in diesem Jahr besonders hart. Neben den Seriensiegern Bruno Risi (nach seinem schweren Sturz am ersten Abend wieder richtig gut drauf) und Kurt Betschart aus der Schweiz, sind es vor allem die »fliegenden Holländer« Danny Stam und Robert Slippens (fährt ein grandioses Rennen), die Aldag und Zabel zu Höchstleistungen zwingen, um an der Spitze mit zu fahren. Der Lange aus Beckum lässt sich davon aber nicht bange machen. Mit der ganzen Routine seines langen Rennfahrerlebens kommentiert der den Rundenwirbel lakonisch: »Das ist doch für alle gleich schwer.«

Artikel vom 31.10.2005