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Agathe greift jetzt ein

Ruth Drexel ist die bajuwarische Miss Marple im Krimi

ARD, 20.15 Uhr: Starke Frauen, von Christiane Hörbiger bis Christine Neubauer, dominieren den ARD-Freitagabend, starke Männer, von Uwe Kockisch als Commissario Brunetti und Ottfried Fischer als Pfarrer Braun, den Donnerstag. Bisher.
Doch nun ist auch diese männliche Domäne in Gefahr: Eine Dame schiebt sich zwischen die Mannsbilder, Agathe aus Bayern, Amateurdetektivin im Stil einer Miss Marple. »Agathe kann's nicht lassen« heißt die neue Krimireihe.
»Richtig. Da gibt es Parallelen, auch in der Figur ihres platonischen Verehrers Cornelius Stingermann, den Hans-Peter Korff spielt«, räumt Hans-Wolfgang Jurgan, Chef der ARD-Filmtochter Degeto, ein. »Aber es ist doch ein sehr eigener und vor allem bodenständiger Stoff geworden.« Dafür sorgt »Agathe«-Darstellerin Ruth Drexel, die besonders freut, sich neben der Mutter im »Bullen von Tölz« (Sat1) in einer in ihren Augen sehr anderen Rolle präsentieren zu können.
Ihrer Agathe fehlt der »Teatime-Touch« der britischen Kollegin Margret Rutherford. Sie ist derb, gerissen, eine, die ganz aus dem Bauch entscheidet und gerade deshalb den richtigen Täter findet, sehr zum Entsetzen des Kommissars Krefeld. Den spielt Maximilian Krückl, der gleich auch das Drehbuch zum zweiten der zunächst zwei »Agathe«-Krimis schrieb. Der erste heißt »Mord im Kloster«, der zweite »Alles oder nichts« (10. November). Drei weitere sind schon fest eingeplant, und zwei bis drei Agathe-Fälle pro Jahr sollen die Regel werden.
Der erste hat bei allen Miss Marple-Anklängen gleich auch einen Hauch von Umberto Ecos Werk »Der Name der Rose« abbekommen. Auch hier geht es um ein altes Manuskript, das in einem Kloster aufgestöbert wird, hier ist es eine angebliche Original-Sonate von Mozart. Die Freude über den Fund ist groß, der Abt (Michael Mendl) sieht sein Kloster finanziell gerettet. Nur Agathe-Freund Cornelius, Antiquariatsbuchhändler, stockt: Wieso findet sich im Manuskript kein »Tintenfraß«, die übliche Zerstörung des Papiers durch Tintensäure? Nun nimmt auch Agathe Witterung auf. Eile ist geboten, denn inzwischen geht das Morden los. Gedreht wurde in einem Originalkloster im oberösterreichischen Lambach.

Artikel vom 27.10.2005