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Hauptbahnhof: »Alles nicht kundenfreundlich«

Bahn weist Vorwürfe gegen den Umbau zurück - Senioren vermissen Sitzplätze in der Halle


Bielefeld (hz). Der eine vermisst Sitzplätze für Senioren in der Bahnhofshalle, der andere sieht im Ernstfall die Sicherheit für Bahnreisende in den engen Tunneln zu den Gleisaufgängen gefährdet und der dritte mutmaßt, dass das Arbeitstempo gedrosselt worden sei: Der seit Jahren währende Umbau des Hauptbahnhofes ist - wieder einmal - in die Kritik geraten. Besonders Senioren fühlen sich von der Deutschen Bahn kaltgestellt. »Die neue Bahnhofshalle ist ja sehr schön und repräsentativ geworden«, lobt Ekkehard Schaarschmidt. »Doch es ist nicht ein einziger Sitzplatz vorhanden. Alles nicht kundenfreundlich von der Bahn!« Und so fragt der 83-jährige Bielefelder: »Wie soll das erst im Winter werden, wenn auf den Bahnsteigen ein eisiger Wind weht und der Zug mal wieder Verspätung hat? Wie sollen alte Leute die Zeit rumbringen?«
In der neu gestalteten Bahnhofshalle jedenfalls nicht, erklärte gestern auf Anfrage Bahnsprecher Peter Grundmann. Die werde nicht als Wartebereich angesehen und entsprechend nicht mit Bänken ausgestattet. Begründung: Die Deutsche Bahn wolle nicht Alkoholiker, Obdachlose und anderes Problempublikum zum Verweilen zwischen Bahnhofsbäckerei und Reisezentrum einladen. Einzig auf den Bahnsteigen im Freien könnte man in der dunklen und kalten Jahreszeit Platz nehmen. Die Bänke vor den Gleisen, so Grundmann, seien ja bereits mit gläsernem Windschutz ausgestattet beziehungsweise würden demnächst damit versehen.
In einem Punkt immerhin ist für Ekkehard Schaarschmidt Besserung in Sicht. Der 83-Jährige, der neben fehlenden Sitzgelegeheiten auch die alten Koffer-Transportbänder an den Treppen zu den Bahnsteigen vermisst, darf sich auf gläserne Aufzügen zu den Zügen freuen. Allerdings wird es noch einige Zeit dauern, bevor der erste Lift betriebsbereit ist. Bis dahin muss Reisegepäck per Muskelkraft getragen werden.
Bahnsprecher Grundmann bittet um Verständnis: »Der Hauptbahnhof ist eine Baustelle.« Es sei einfach eng und ein Behelf. Trotzdem sei die Sicherheit in den Tunnelröhren für Reisende selbst bei Hochbetrieb gewährleistet, versichert Grundmann. Das Fazit des Bahnsprechers: »Der Umbau des Hauptbahnhofes geht weiter. Überall wird gebuddelt und gearbeitet. Wir sind im Zeitplan.«

Artikel vom 27.10.2005