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Verlag »Lesefutter« bereichert den Alltag

Literatur auf Brötchentüten -Ɗdritte Auflage erschienen

Bielefeld (WB/uj). Mit der Idee, Literatur auf Brötchentüten zu drucken, ist der Verlag »Lesefutter« offenbar in eine Marktnische gestoßen. Nicht einmal ein Jahr alt, ist im Herbst die dritte, 220 000-starke Auflage der literarischen Brötchentüte erschienen. Acht Autoren aus ganz Deutschland konnten verpflichtet werden, darunter auch die Bielefelderin Sandra Niermeyer.

Die beiden Verleger Jens W. Gantzel, Köln, und Frank Riepe, Bremen, betreiben das ehrgeizige Projekt seit Jahresanfang. »Es gilt, die schlechter werdenden finanziellen Bedingungen für Kultur als Herausforderung zu begreifen. Die öffentlichen Kassen sind leer. Kultur muss also neue Wege finden, sich zu finanzieren«, sagt Frank Riepe, Pressesprecher des Verlages. »Wir suchen neue Wege, Literatur zu veröffentlichen, wollen Neues wagen und neue Orte für Literatur suchen«, bestätigt Jens W. Gantzel, Lektor und Inhaber von Lesefutter.
Laut Prognose des Verlags, wird Lesefutter bis Jahresende schwarze Zahlen schreiben. Dies ist in Zeiten, in denen im Kulturbereich Arbeitsplätze eher abgebaut als neu geschaffen werden, eine beachtliche Leistung, auf die die beiden Jungunternehmer stolz sind.
Als Medium hat Lesefutter die Brötchentüte entdeckt. Gutes Frühstück und gute Literatur gehört für Lesefutter zusammen. Dies finden auch die acht Autoren und Autorinnen, deren Texte -ƊKurzgeschichten, Gedichte, Fortsetzungsgeschichten und philosophische Betrachtungen - auf der neuen Tütenauflage zu finden sind. »Ich habe aus der Zeitung von dem Projekt erfahren und fand die Idee interessant«, erzählt die Bielefelder Autorin Sandra Niermeyer. Sie schickte eine Auswahl von Texten an den Verlag und wurde für die dritte Auflage ausgewählt.
Erklärtes Ziel von Jens W. Gantzel und Frank Riepe ist es, Lust aufs Lesen zu wecken. Gleichzeitig wollen sie mit ihren jungen, frechen Autoren den Alltag mit Literatur anreichern. Sie bedrucken Alltagsprodukte wie Brötchentüten oder demnächst Packpapier mit Kurzgeschichten und veranstalten Lesungen auch schon mal zu einer Geschäftseröffnung oder einer Produktpräsentation.
Zugleich wollen die beiden Kulturschaffenden mit ihren kulturellen Ambitionen Geld verdienen und ihren Lebensunterhalt bestreiten. Das auch die Autoren dabei nicht zu kurz kommen sollen, ist ihnen Ehrensache. »Kultur ist eine Dienstleistung, die Lebensqualität bringt«, ist sich Jens W. Gantzel sicher, »und die deshalb auch ihren Preis hat.« Die beiden Macher haben noch viel vor. »Wenn unsere Konsolidierungsphase Ende des Jahres abgeschlossen sein wird, werden wir verstärkt Literaturwettbewerbe und Ausschreibungen veranstalten und Fahrscheine mit Gedichten bedrucken.«
Die Lesefutter Tüte gibt es im Naturkostfachhandel und im Reformhaus.

Artikel vom 28.10.2005