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Zufriedene Borussen in Dortmund

Auch der Verlierer Mönchengladbach kann mit dem Ergebnis leben

Dortmund (dpa). Mönchengladbach bleibt vorerst eine sorgenfreie Zone. Der Ärger über das Ende einer erstaunlichen Erfolgsserie hielt sich in Grenzen. Unaufgeregt ließ Peter Pander das 1:2 (0:1) bei Borussia Dortmund Revue passieren.
»Unsere Situation hat sich nicht geändert, wir bleiben Tabellenfünfter«, befand der Sportdirektor nüchtern. Ähnlich lässig gingen auch viele Spieler mit der Niederlage um. Nach zuvor 13 Punkten aus fünf Spielen bringt sie so schnell nichts mehr aus der Ruhe.
Daran konnte weder die Pokalschlappe in Berlin (0:3) noch das vermeidbare 1:2 im Westfalenstadion etwas ändern. Noch immer überwiegt in Mönchengladbach der Stolz über den bisherigen Saisonverlauf. Von den einstigen Sorgen ist wenig geblieben. »Unser Tabellenplatz ist doch großartig«, entgegnete Kasey Keller all jenen Skeptikern, die nach zwei Niederlagen in Serie von einer drohenden Trendwende sprachen.
Genau wie der Schlussmann ließ auch Trainer Horst Köppel nach dem Spiel in Dortmund keinen Zweifel am Leistungsvermögen der Mannschaft zu. Doch ein erfahrener Coach wie er weiß, wie schnell sich der Wind drehen kann. »Jetzt werden uns wieder einige in die Pfanne hauen«, argwöhnte er. Übermäßig bekümmert sah er dabei jedoch nicht aus. Schließlich muss er fürs erste nicht um seinen Arbeitsplatz bangen.
Am taktischen Konzept des ehemaligen Dortmunder Trainers lag es jedenfalls nicht, dass die rheinische gegen die westfälische Borussia vor 80 000 Zuschauern den Kürzeren zog. In der mäßigen Partie hatte der Gastgeber nur beim Herausspielen klarer Chancen Vorteile: Die Tore von Sebastian Kehl (22.) und Ebi Smolarek (90.) dokumentierten das Kräfteverhältnis. Der Gegentreffer von Oliver Neuville in der Nachspielzeit kam zu spät.
Anders als in vielen Saison-Begegnungen zuvor rettete der BVB die Führung über die Zeit. Der ersehnte Sieg nach zuletzt vier Unentschieden hauchte dem Revierclub neues Leben ein. »Zum ersten Mal in dieser Saison haben wir Kontakt nach oben«, sagte Michael Zorc. Der Blick auf die Tabelle bereitet dem BVB-Sportmanager wieder etwas mehr Freude: Ganze drei Punkte ist der Tabellenachte nur noch vom Vierten FC Schalke entfernt.
Schlecht sind die Perspektiven nicht: Vor allem wenn man bedenkt, wer in den letzten 34 Minuten in den zentralen Positionen Regie führte. An der Seite des von Beginn an aufgebotenen Bundesliga- Nesthäkchens Nuri Sahin (17) empfahl sich der nur ein Jahr ältere Marc-Andre Kruska für weitere Einsätze. BVB-Trainer Bert van Marwijk geriet ins Schwärmen. »Darauf können wir stolz sein. Wir brauchen zwar noch Zeit, aber uns gehört die Zukunft.«
Eine Mischung aus Jung und Alt könnte dem BVB den Weg aus dem Mittelmaß weisen. Dabei ist nicht nur Sahin, sondern auch Kehl eine zentrale Rolle zugedacht. »Sebastian spielt seit Monaten auf hohem Niveau, das befähigt ihn eigentlich für höhere Aufgaben«, lobte Zorc den von Bundestrainer Jürgen Klinsmann zuletzt verschmähten Torschützen. Den finalen Vertragsgesprächen mit dem Mittelfeldspieler sieht der Sportmanager zuversichtlich entgegen: »Wir haben schon viele Gespräche mit ihm geführt. Sie gingen alle in die richtige Richtung.«

Artikel vom 31.10.2005