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Ulrich Zimmer, Präsident des Stadtsportbundes

Nutzungsentgelt
kommt durch die Hintertür

Sportler gegen Pläne zur Hallensanierung

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Auch die Sportvereine sollen ihren »Solidarbeitrag« zur Haushaltssanierung leisten und jährlich 250 000 Euro für die Instandsetzung maroder Sporthallen aufbringen (das WESTFALEN-BLATT berichte). Stadtsportbund-Präsident findet den Vorschlag »unfair«, spricht von einer »Nacht- und Nebelaktion.«

Der Renovierungsstau in den städtischen Sporthallen wird auf zehn Millionen Euro geschätzt. Die Vorsitzenden der vier Ratsfraktionen und Oberbürgermeister Eberhard David (CDU) schlagen in ihren »Etat-Leitlinien« vor, jährlich sollten 500 000 Euro für die Sanierung bereit gestellt werden. 250 000 Euro würden aus der Stadtkasse gezahlt, weil die Hallen auch von Schulen genutzt werden, die andere Hälfte soll von den Vereinen beigesteuert werden. Die Politik-Spitzen wollen die erwachsenen Mitglieder der Sportvereine zur Kasse bitten. Ihre Zahl wird auf 50 000 geschätzt. Der Solidarbeitrag der Sportler würde fünf Euro pro Jahr ausmachen.
Was Stadtsportpräsident Zimmer erbost: »Die Vereine sind auch schon für das aktuelle Haushaltssicherungskonzept in Anspruch genommen worden.« Um 240 000 Euro jährlich sollen sie den Etat entlasten, indem die Vereine Hausmeisterdienste in Sportanlagen übernehmen, für Pflege und Instandhaltung zuständig sind. Weil die Vereine diese Leistungen erbringen konnten, wurde davon abgesehen, ein Nutzungsentgelt für Sportanlagen zu verlangen. »Jetzt soll die Nutzungsgebühr durch die Hintertür doch noch kommen«, ist Zimmer verärgert.
Die Politiker stellen sich vor, dass alle erwachsenen Sportler den Solidarbeitrag zahlen, auch die, die keine Sporthallen nutzen. Für unzumutbar halten sie einen monatlichen Beitrag von umgerechnet 40 Cent nicht. »Wenn die Stadt die Hallen nicht sanieren kann, dann müssen einzelne womöglich wohl geschlossen werden«, heißt es aus den Fraktionen.
Sportdezernent Rainer Ludwig kündigte an, die Verwaltung werde jetzt die nötigen Fakten zusammen tragen. Dann sollen die Gremien beraten. Und bis dahin wollen die Politiker das Gespräch mit dem Sportbund suchen, der, so die Überlegungen, auch Aufgaben des aufzulösenden Sportamtes übernehmen soll. Präsident Zimmer sieht das nicht als dessen vorrangige Aufgabe: »Uns wäre lieber, das Sportamt würde gestärkt.«

Artikel vom 26.10.2005