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»Arbeitslosenzahl
wird steigen«

Weise erwartet etliche Freistellungen

Kassel (dpa). Einen Wiederanstieg der Arbeitslosenzahl auf mehr als fünf Millionen erwartet der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, in einigen Monaten.

Er rechne damit, dass noch in diesem Jahr zahlreiche ältere Arbeitnehmer in die Arbeitslosigkeit gehe, sagte Weise gestern in Kassel. Etliche große Unternehmen hätten die Freistellung von Mitarbeitern kurz vor Erreichen des Rentenalters angekündigt.
Selbst bei einem Konjunkturaufschwung seien die Aussichten schlecht, die sich verfestigende Langzeitarbeitslosigkeit zu bekämpfen, sagte Weise.
Der Chef der Arbeitsagentur sprach zum Auftakt der Richterwoche am Bundessozialgericht in Kassel. Bis zum Freitag diskutieren die Rechtsexperten über Fragen der Krankenversicherung und der Rente sowie über erste Erfahrungen der Sozialgerichte mit der Arbeitsmarktreform Hartz IV.
Im Februar 2005 hatte die Arbeitslosenzahl mit 5,216 Millionen einen Nachkriegsrekord erreicht. Einer der Gründe lag in der veränderten Statistik. Darin wurden nach der Einführung von Hartz IV erstmals auch langzeitarbeitslose Sozialhilfeempfänger aufgeführt. Erst im April dieses Jahres war die Zahl wieder unter fünf Millionen gesunken.
Weise sagte, statt junge Leute mit Milliardenaufwand in Ausbildung und Arbeit zu bringen, sei es besser, dieses Geld in Bildung und eine Förderung der Familien zu investieren. »Ist das Geld wirklich gut investiert bei uns oder wäre es besser investiert, um Schule und Familie aufzurüsten, und so das Problem gar nicht erst entstehen zu lassen?«
Eine Umstellung der Förderung mit dem Ziel, das Geld dorthin zu bringen, wo es eigentlich gebraucht werde, sei innerhalb eines Übergangszeitraumes von fünf Jahren denkbar. Allein in diesem Jahr gebe die Agentur für Arbeit 6,5 Milliarden Euro für die Eingliederung junger Leute aus.
Bei der Reform der Agentur für Arbeit seien die Mitarbeiter noch nicht ausreichend von dem neuen Kurs überzeugt, sagte Weise. »Der kritischste Punkt ist, ich bin mir noch nicht sicher, ob ich meine Führungskräfte und Mitarbeiter wirklich gewonnen habe«.

Artikel vom 26.10.2005