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Radler und Autofahrer
in die Pflicht nehmen

Polizei: Unfallzahlen alarmierend - neue Dienstgruppe


Bielefeld
(uko). Drei tote und knapp 300 verletzte Radler in den ersten neun Monaten des Jahres haben die Bielefelder Polizei »in Sorge« versetzt. Polizeipräsident Erwin Südfeld stellte am Montag nachhaltig die Aktion »Rücksicht kommt an« vor, die Radler wie Autofahrer gleichermaßen in die Pflicht nimmt. Zudem soll zur Prävention eine neue Dienststelle gegründet werden.

Polizeioberkommissar Andreas Block von der Polizeiinspektion Ost hat im Sommer bereits zwei Probeläufe für die Aktion mitgetragen. Schwerpunkt war einmal die Kreuzung Heeper Straße/Otto-Brenner-Straße und die Paulusstraße vom Willy-Brandt-Platz bis zur Paulusstraße. Die Ergebnisse waren ernüchternd. Insgesamt gab es von den Beamten 208 Verwarnungsgelder und 17 Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen.
Hinter diesen schlichten Formeln verbergen sich die üblichen Nachlässigkeiten im Verkehr. Radfahrer fahren gern in die falsche Richtung (kostet 15 Euro Bußgeld) und irritieren damit motorisierte Verkehrsteilnehmer, nicht wenige Radler fahren auch bei Rotlicht über die Ampel. In einem Fall notierten Block und Kollegen sogar einen »qualifizierten Rotlichtverstoß«, dabei brannte das rote Licht bereits länger als zwei Sekunden. Dafür gab es 62 Euro Bußgeld und zwei Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei.
Immerhin zeigten sich viele der Radfahrer einsichtig, die Kontrollen, die Gespräche mit den Beamten zeigten Wirkung. Die Radler ließen sich also - bedingt - erziehen. Auf diese Wirkung setzten Andreas Block und seine Kollegen auch in sehr engagierten Gesprächen mit Autofahrern, die häufig das grundlegende Fahrschulwissen vermissen ließen. »In den Spiegel schauen, Tempo reduzieren, sich mit dem Schulterblick vergewissern und Abstand halten«, zählte Erwin Südfeld die vier lebensnotwendigen Devisen auf. Zudem müßten Autofahrer lernen, daß »Radwege kein Parkraum sind«.
Südfeld hat in den vergangenen Wochen im Präsidium mobil gemacht, hat so die Einrichtung einer speziellen Dienstgruppe vorangetrieben. Leiter soll Andreas Block werden, ihm stehen zunächst drei, später bis zu fünf Beamte zur Seite. Sie sollen die Aktion besonders in der »dunklen Jahreszeit« verstärkt fortsetzen.
Dabei setzt die Polizei nicht nur auf Prävention, Südfeld hält auch repressive Maßnahmen - ganz besonders gegen unbelehrbare Radler - für sinnvoll. »Auch für Radler gelten rote Ampeln«, kündigte er gestern einen härteren Kurs an, »doch es hat den Anschein, als hätten sich einige schon von der Straßenverkehrsordnung verabschiedet.« Alkohol sei für die unmotorisierten Zweiradfahrer tabu und in der Dunkelheit müsse zwingend mit Licht gefahren werden. Daß Radler zudem aus Gründen der Unversehrtheit mit Helm fahren sollten, steht für die Polizei außerhalb jeder Diskussion.

Artikel vom 25.10.2005