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Dem Krieger
Kopf und Arm
abgeschlagen

Johannisberg-Denkmal zerstört

Von Matthias Meyer zur Heyde
Gadderbaum (WB). Und wieder toben sich Schmierer und Zerstörer aus: »Mörder«-Graffiti verunstalten die Neustädter Marienkirche, und jetzt haben unbekannte Randalierer das Kriegerdenkmal auf dem Johannisberg schwer beschädigt.

Dem knienden Soldaten wurden der Kopf und der linke Arm heruntergeschlagen. »Am Samstag war das Denkmal noch unversehrt«, sagt Fritz Eckhard Potthast, Vorsitzender der Bielefelder Schützengesellschaft, auf deren Gelände das Monument steht.
Am Montag bemerkte man die Bescherung, woraufhin die Schützen Strafanzeige gegen Unbekannt erstatteten und Christian Hampel, den Leiter des Gadderbaumer Bezirksamtes, informierten. »Ein Schützenbruder will die herumliegenden Teile bei sich einlagern, bis wir wissen, wie es in der Sache weitergeht«, sagt Potthast.
Anfang 1995 war das steinerne Denkmal schon einmal enthauptet und seiner linken Hand beraubt worden. »Dass so etwas wieder passiert, war abzusehen«, zürnt der ehemalige Schützenhauptmann Heinz Obermann. »Wieso gibt man lieber viel Geld für Reparaturen aus, statt das Denkmal elektronisch zu überwachen?«
1999 initiierte Gadderbaums damaliger Bezirksvorsteher Dietrich Kögler (CDU) die Restaurierung, was hohe Wellen schlug: Die »neue« Faust nämlich hielt eine Stabhandgranate, wo der Originalsoldat bloß eigenhändig seinen Kopfverband festgezogen hatte.
Nach heftigen Auseinandersetzungen konnte das restaurierte Denkmal im Juni 2002 eingeweiht werden - ohne Granate, mit Verband; allerdings war der müde, desillusionierte Gesichtsausdruck von einst einem heroischen Blick in die Ferne gewichen . . .
Das ursprüngliche Denkmal sollte am 25. Juni 1922 enthüllt werden, was nach der Ermordung Rathenaus am Tag zuvor verschoben wurde: Versammlungsverbot für Kriegervereine, die im Ruch der Demokratiefeindschaft standen.
So fand die Einweihung erst am 26. November 1922 statt, als die Erinnerung an den angeblichen »Erfüllungspolitiker« zu verblassen begann. Übrigens: Auf dem Johannisberg hat einmal eine Gedenkstätte existiert, die in Ablehnung des nationalen Trauerkultes der Weimarer Zeit pazifistisch motiviert war - der »Friedensbrunnen« der Bielefelder Kriegswitwen. Den haben Hitlers Schergen »ausradiert« . . .

Artikel vom 26.10.2005