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Randale beim Rostockspiel

Hunderte Polizisten üben für Fußball-Weltmeisterschaft

Bielefeld (hz). Der vergitterte Gästeblock 7 in der SchücoArena ist von Polizisten mit Schutzhelmen und Schlagstöcken umstellt. Von den Rängen ertönen lautstark Hassgesänge, die Lage ist hochexplosiv. Und das war durchaus so gewollt: In Bielefeld übten gestern hunderte Ordnungshüter für die Fußball-Weltmeisterschaft im kommenden Sommer.

»Tatort« gestern Vormittag war - mit freundlicher Genehmigung des DSC Arminia - zunächst die SchücoArena. 285 Polizeischüler aus Bielefeld, Münster, Hagen und Gelsenkirchen probten in wechselnder Besetzung als uniformierte Staatsmacht beziehungsweise gewaltbereite Hooligans das Rollenspiel »Randale beim Rostockspiel«. »Bielefeld tritt auf eigenem Platz gegen Hansa Rostock an. Randalierende Fans des Gastvereins werfen schon beim Weg zum Stadion mit Steinen, prügeln sich mit Anhängern des DSC und der Polizei. Es kommt zu Festnahmen«, beschrieb Jürgen Koch, Chefausbilder des Polizei-Bildungszentrums in Schloß Holte-Stukenbrock, die angenommene Bedrohungslage. Sinn und Zweck der Großübung im Stadion: Die 285 Kommissarsanwärter im 3. Lehrjahr sollen lernen, wie Einsätze bei Fußballspielen aussehen können.
Was im Ernstfall zu tun ist, das weiß Übungsbeobachter Burkhard Bödeker. Der Oberkommissar ist Chef des 3. Zuges der Einsatzhundertschaft der Bielefelder Polizei, der Truppe, die jedes Heimspiel der Arminen in der SchücoArena und drum herum begleitet. Oberkommissar Bödeker und sein Kollege Volker Geißler, Chef der szenekundigen Fußballbeamten im Polizeipräsidium, sind sich einig: »Das Szenario der Polizeischüler ist überzogen und für Bielefelder Verhältnisse völlig unrealistisch.«
Aber wichtig sei die Übung trotzdem, betonen die zwei erfahrenen Ordnungshüter. Was gestern in der SchücoArena geprobt worden sei, das könne sich im Juni und Juli 2006, wenn in Deutschland die Fußball-WM stattfinde, jederzeit anderswo zutragen.
Und Bielefelds Polizei ist dann, wenn Hooligans aus West und Ost aufeinandertreffen, mittendrin im Geschehen - die Einsatzhundertschaft hat schon Marschbefehle für die NRW-Spielorte in Dortmund, Köln und Gelsenkirchen bekommen. Deshalb wurde gestern noch ein zweites Mal geübt - nach der SchücoArena ging es zur Stadtbahnwendeschleife an der Jenaer Straße in Brackwede. Dort räumten die Profis von der Einsatzhundertschaft am Nachmittag einen Waggon von 200 randalierenden Fußballfans, lautstark dargestellt von den Polizeischülern.

Artikel vom 25.10.2005