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Eine Torpremiere für die ganze Familie

Arminia Bielefeld: Kauf-Vertreter Michael Fink ist endgültig in der 1. Liga angekommen

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Drei Finger reckte Arminia-Profi Michael Fink in Nürnberg nach seinem ersten Bundesligatreffer Richtung Haupttribüne. Drei Finger, die der Bielefelder mit Bedacht gewählt hatte: »Meine Mutter, meine Schwester und mein Bruder waren alle da. Ihnen wollte ich zeigen: Seht her, ich kann es doch. Es war ja meine dritte Chance in dieser Saison«, sagte der glückliche Torschütze.

Zwei Mal hatte der 23 Jahre alte defensive Mittelfeldspieler, zu dessen ersten Aufgaben beim DSC Arminia Bielefeld das Tore schießen überhaupt nicht gehört, in Dortmund noch gepatzt. Wesentlich viel versprechendere Möglichkeiten ließ er beim Auftritt im Westfalenstadion noch ungenutzt und köpfte neben oder über das Tor - aus fünf Metern.
In der Noris hielt Fink Abstand und traf umso besser. Aus 23 Metern rauschte sein strammer Schuss nach 35 Minuten direkt ins Nürnberger Tor, nachdem er zuvor mit Sibusiso Zuma einen kurzen Doppelpass gespielt hatte. Wie der Ball ins Netz kam, vermochte Fink anschließend kaum zu beschreiben. »Ich konnte ja gar nicht so viel nachdenken. Ich habe einfach abgezogen, und er war drin«, meinte Fink über seinen Treffer und verwies auf den kleinen, aber entscheidenden Unterschied zum Dortmund-Spiel: »Da hatte ich mehr Zeit nachzudenken.«
»Ein Tor wie aus dem Nichts«, urteilte Nürnbergs Trainer Wolfgang Wolf über den Bielefelder Ausgleichstreffer, doch das stimmte nur aus der Sicht der Gastgeber. Fink war sich nämlich spätestens beim Aufwärmen sicher gewesen, einen besonderen Tag zu erleben. »Da habe ich drei von drei Schüssen getroffen. Das passiert sonst eigentlich nie«, meinte der Schwabe.
Spätestens da, in den letzten Minuten vor dem Spiel, kamen ihm wieder jene Sätze des Arminia-Physiotherapeuten Michael Schweika vom Abend zuvor in den Sinn: »Morgen machst du dein Tor«, hatte er bei der üblichen Massage geweissagt. Und als Thomas Horstkötter, Arminias anderer Physio, dieses Orakel kurz vor dem Spiel noch einmal wiederholte, da glaubte Fink tatsächlich an einen persönlichen Glückstag.
Der war es in Nürnberg aber ohnehin für die gesamte Bielefelder Mannschaft. Obwohl die Arminen inzwischen der Liga gezeigt haben, welche Fähigkeiten sie in dieser Spielzeit mobilisieren können, hat sich für Fink nichts an der Ausrichtung geändert. Es gehe gegen den Abstieg -Ê und Êum nichts anderes, stellt der Profi trotz zwei Siegen in Folge fest. »Wir müssen zusehen, dass wir bis zur Winterpause so viele Punkte holen wie möglich«, meinte der Armine, »bislang haben wir lediglich den Grundstein gelegt.«
Auf dem könne man allerdings prima aufbauen - beispielsweise in den kommenden Meisterschaftsbegegnungen gegen Hannover und in Frankfurt. Für diese Partie habe man mit dem »Auswärtsdreier« in Nürnberg eine perfekte Ausgangssituation geschaffen. Fink: »Jetzt spielen wir gegen Gegner, die unten stehen. So wie es zuletzt gelaufen ist, müssen die kommen und nicht wir.« Im Klartext: Die konterstarke Arminia will zwar gewinnen, wird aber dem Gegner zumindest einen Teil der Initiative überlassen.
Doch bevor es in der Meisterschaft weiter geht, möchte Michael Fink, der vor der vergangenen Saison von den Amateuren des VfB Stuttgart nach Bielefeld gewechselt war und in dieser Spielzeit als Vertreter des verletzten Rüdiger Kauf im DSC-Mittelfeld den Durchbruch geschafft hat, die in der Vorsaison begonnene Pokalgeschichte mit einem Heimsieg morgen in der 2. Hauptrunde gegen das Zweitliga-Spitzenteam Energie Cottbus fortschreiben.
Denn gerade für Fink hat der fußballerische K.o.-Wettbewerb eine besondere Bedeutung - waren doch die DFB-Pokalspiele mit dem DSC Arminia Bielefeld in den ersten beiden Runden des Vorjahres (VFC Plauen und 1. FC Köln Amateure) die ersten beiden Pflichtspiele, in denen der Schwabe für seinen damals neuen Arbeitgeber von Anfang an auf dem Platz stand.

Artikel vom 25.10.2005