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Es gibt schon Friedenssignale

Klinsmann und die Kritiker sollen heute wieder zueinander finden

Frankfurt/Main (dpa). Vor dem Krisengipfel um die deutsche Nationalmannschaft hat DFB-Chef Theo Zwanziger eindringlich vor einem Scheitern der »Elefanten-Runde« gewarnt. »Es wäre schlimm, wenn durch solche Äußerlichkeiten diese WM belastet wird. Das kann nicht sein«, sagte der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).
Jürgen Klinsmann und seine Kritiker setzten schon vor dem heutigen Treffen die ersten Friedenszeichen. Der Bundestrainer schwebte überraschend 48 Stunden vor dem von der Liga geforderten Gipfel ein, einige Vereins-Vertreter zeigten Annäherung.
»Ich bin sicher, dass sich alle Wogen glätten werden«, sagte Klinsmann. »Wir werden nach den Trainern nun auch den Managern erklären, wie unsere Arbeit aussieht, wie wir bis zur WM konzeptionell arbeiten werden. Ich denke, dass wir danach wieder auf einer Wellenlänge liegen werden.« Ausgerechnet Leverkusens Coach Michael Skibbe, den Klinsmann beim DFB aus dem engeren Trainer-Zirkel aussortiert hatte, signalisierte zuerst Entspannung. »Mit uns gibt es überhaupt keine Probleme, die Kommunikation ist gut.«
Dennoch ist nicht damit zu rechnen, dass es bei der mit 15 Teilnehmern aufgeblähten großen Runde nur Friede, Freude, Eierkuchen gibt. Die Haupt-Kritiker Uli Hoeneß (Bayern München), Rudi Assauer (Schalke 04) und Klaus Allofs (Werder Bremen) wollen von Klinsmann Absprachen vor allem in Sachen Trainingsbelastung. Mehr Kommunikation lautet eine Kernforderung der Manager, damit verbunden ist die Aufforderung zu größerer Präsenz des Bundestrainers in Deutschland.
Klinsmann selbst wird am Arbeitsstil mit vielen Experten und an seinem Wohnort nicht rütteln lassen. Und nur für die Öffentlichkeit wird der 41-Jährige den »Frieden von Frankfurt« nicht absegnen: »Es bleibt dabei, erster Wohnsitz ist Los Angeles, zweiter Wohnsitz ist Stuttgart.«
Unterstützung erhält Klinsmann von Zwanziger: »Ich halte es für möglich, dass man, wenn man modern arbeitet, die notwendige Nähe zu Trainern und Spielern durchaus haben kann.« Dennoch forderte der DFB-Chef seinen wichtigsten Angestellten indirekt zu mehr Anwesenheit in Deutschland auf. »Ich sehe große Chancen, wenn er ein Stück akzeptiert, dass viele den Chef auch mal selbst sehen wollen. Dann wird es einen vernünftigen Mittelweg geben können.« Einen »Freibrief« für seinen Aufenthaltsort habe man Klinsmann jedenfalls nicht erteilt. Der Terminplan im WM-Jahr mit den Testspielen in Italien (1. März) und gegen die USA in Dortmund (22. März) werde dazu führen, »dass ich automatisch mehr Zeit da sein werde«, sagte Klinsmann.
Drei Wochen nach dem von den Vereinstrainern heftig kritisierten Fitnesstest und zwölf Tage nach der umstrittenen raschen Rückreise Klinsmanns nach dem China-Länderspiel in die USA sollen alle Streitpunkte restlos auf den Tisch.
»Das ist die Chance, alles wieder zu beruhigen«, sagte Dietmar Beiersdorfer, Sportlicher Leiter des Hamburger SV. Zwanziger hat bei Klinsmann auch schon ein leises Umdenken festgestellt: »Wenn ich es richtig sehe, sieht er nun ein, dass es nach dem China-Länderspiel klüger gewesen wäre, ein paar Tage zu bleiben. Aber da kam seine angeborene Hartnäckigkeit zum Tragen. Er lässt sich ungern was vorschreiben.«

Artikel vom 25.10.2005