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Dennis O'Keeffe ,
britischer Nationalökonom

»Öffentliche, nicht private Gelder sind der Brennstoff der Hölle auf Erden.«

Leitartikel
Künftige Großkoalitionäre

Und was befähigt wen wozu?


Von Rolf Dressler
Trotz aller weithin selbstverschuldeten Schieflage des einstigen Supertankers Deutschland: Auch die künftigen Großkoalitionäre an der Berliner Staatsspitze werden sich in Verschleierungskünsten üben, selbst wenn sie dem Bürgervolk anscheinend noch so heftige Grausamkeiten »verkaufen« müssen.
Gestern, schon Stunden vor der zweiten Verhandlungsrunde von CDU/CSU und SPD im Adenauer-Haus, war Unions-Kommissionsmitglied Roland Koch gleichsam die stabsbeauftragte Kassandra in Sachen Staatsfinanzkatastrophe. Quintessenz: Leute, es kommt nicht nur knüppeldick - wir alle stecken sogar noch viel, viel tiefer im Schlamassel!
Nur, was können diejenigen ganz praktisch anbieten, die uns dies über drei Jahrzehnte hin eingebrockt haben? Was befähigt ausgerechnet sie dazu, eine durchgreifende Abkehr und Umkehr überzeugend zu organisieren?
Werden die Herrschenden endlich von dem absurden Irrglauben ablassen, die beinahe menschheitsalten wirtschaftlichen Gesetze von Angebot und Nachfrage polit-ideologisch aushebeln zu können? Oder halsen sie dem ächzenden Moloch Wohlfahrtsstaat und damit allen Bürgern und Steuerzahlern außer der Aufbewahrung und Erziehung der Jüngsten und der Fürsorge für die Alten, Kranken, hilflos Bedürftigen und Gebrechlichen gar immer noch mehr von dem auf, was einstmals völlig selbstverständlich und selbstlos von den Angehörigen daheim geleistet wurde?
Gerade auch überreichlich fließende öffentliche Gelder befeuerten doch »unsere« gutsituierten Gesellschaftsumkrempler: Sie verhöhnten die bürgerlichen Tugenden, liefen - leider durchschlagend erfolgreich - Sturm gegen die Institution Familie und deren Verständnis von Ethik, Moral und Sitte und drückten Land und Leuten die verquaste, angeblich einzig wahre neue Moral vom »Wertekonsens der Demokraten« auf. Heute gipfelt das Ganze in dem roten, grünen und schwarzen Verlangen nach dem ominösen Fetisch »Soziale Gerechtigkeit«.
Diese »Hypermoral« aber zielt in Wahrheit auf immer noch mehr Umverteilung zugunsten der Staatsabhängigen und politisch Entmündigten und auf Hetzjagden auf die besonders Leistungsfähigen und Leistungswilligen. Das schreibt der famose Marktwirtschaftsdenker Roland Baader in seinem neuen Buch »Das Kapital am Pranger - Ein Kompass durch den politischen Begriffsnebel« (Resch Verlag).
Leider haben auch viele derer, die jetzt in Berlin die Große Koalition aushandeln, daran mitgewirkt, dass es in Deutschland so weit gekommen ist.
Zur Erinnerung: In ihrer Antrittsrede als britische Premierministerin am 3. Mai 1979 sagte Margaret Thatcher: »Das Einzige, was ich tun werde, ist, Sie, meine Landsleute, freier zu machen, damit Sie Ihre Angelegenheiten selber erledigen können. Sollte sich erweisen, dass sie das nicht können, täte es mir leid, denn mehr kann ich Ihnen nicht anbieten.«

Artikel vom 25.10.2005