Matisse-Ausstellung »Figur Farbe Raum« in Kunstsammlung NRW
Von Antje Lorscheider Düsseldorf (dpa). Liegen, Lesen, Räkeln, Träumen: Die weiblichen Figuren in den Werken des französischen Künstlers Henri Matisse sind in sich gekehrte, versunkene, stille, oft - trotz körperlicher Anwesenheit - abwesende Frauen. Trotzdem ist Matisse' Werk von Weiblichkeit »zur Gänze infiziert«, sagte Pia Müller-Tamm gestern. Sie ist die Kuratorin der ersten großen Ausstellung zum Werk des französischen Künstlers (1869-1954) in Deutschland seit mehr als 20 Jahren. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zeigt bis zum 19. Februar etwa 200 Werke des »Fauve«-Malers. Gezeigt werden Werke aus allen Schaffensphasen: 90 Gemälde, 80 Zeichnungen und Grafiken sowie 25 Plastiken, die als hochkarätige Leihgaben gekommen sind. Unter dem Titel »Figur Farbe Raum« will die Schau das zentrale Thema Matisse' neu in den Blick nehmen: die weibliche Figur im Innenraum. Dabei werde zum einen die »Matisse-Legende« vom Künstler als Darsteller ungebrochener Glücksvisionen zu Gunsten einer »instabilen Weltsicht mit gefährdeten Bezügen« revidiert, sagte die Kuratorin. Zum anderen belege die Schau auf neue Weise die »Modernität« von Matisse: Der Künstler habe das traditionelle Genre des Interieurs als intimer Schutzraum überwunden, indem er seine Grenzen und Ränder öffnete. Selbst die reinen Stillleben seien von Weiblichkeit durchdrungen, betonte die Kuratorin.