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Filmstiftung will den
Nachwuchs fördern

NRW ist bei Filmen die Nummer eins in Deutschland

Von Christiane Jacke
Münster (dpa). Wo früher Fördertürme standen, sind heute Filmstudios: In nur 15 Jahren hat sich Nordrhein-Westfalen zu einem der wichtigsten Film- und Fernsehstandorte in Deutschland entwickelt.

Anfangs von den traditionellen Standorten belächelt, bietet das Bundesland heute gut 350 000 Menschen einen Job in der Medienwirtschaft. Nirgendwo in Deutschland wird so viel produziert wie hier, meldet die Filmstiftung NRW. Doch im allgemeinen wirtschaftlichen Tief muss sich auch der Film behaupten.
»In diesem Jahr haben wir in Deutschland erhebliche Probleme mit einem Rückgang der Kinobesucher«, sagt Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW. Die regionalen Filmfestivals klagen über Finanznot. Produzenten warnen, dass immer mehr kleine und mittelständische Produktionsfirmen von größeren Unternehmen geschluckt werden. Dies alles seien auch Auswirkungen der gesamtwirtschaftlichen Lage.
Seit ihrer Gründung 1991 unterstützt die Filmstiftung Autoren, Produzenten, Regisseure, Verleiher und Kinobesitzer. Mit einem Förderetat von jährlich 36 Millionen Euro sei die Stiftung heute die finanzstärkste Landesförderung in Europa, erklärt Schmid-Ospach. Er hofft, dass dies so bleibt. Bisher seien alle Gespräche mit der neuen Landesregierung positiv verlaufen. Darunter sind Pläne, eine Filmhochschule einzurichten. »Mit dem Nachwuchs sind wir bisher sehr gut vorangekommen«. Studiengänge und Ausbildungen sind im Bereich Film und TV entstanden. Was noch fehlt, sei eine eigenständige Filmhochschule.
Dass die Ausbildung in den vergangenen Jahren vorangetrieben wurde, merken vor allem die Filmemacher. »Es ist besser und einfacher geworden, in NRW Filme zu produzieren«, sagt Anton Moho von Cologne Film: »Die Leute sind hier sehr gut ausgebildet.« Die Zeiten, in denen die Produktionsfirmen ihre Fachleute mitbringen mussten, seien vorbei.
In Zukunft will die Filmstiftung noch mehr für den Nachwuchs tun, von der Ausbildung bis hin zur Unterstützung von Debüt-Filmen. Gerade bei der Drehbuchförderung sei noch viel Bedarf. Der Einstieg für junge Drehbuch-Autoren sei nicht leicht, sagt auch Anton Moho. Bei einem Workshop am Rande des Filmfestivals in Münster hörte er sich mit anderen Produzenten die Drehbuchideen von 13 Neu-einsteigern an.
Indes: Spielshows und Quizsendungen nehmen den Filmen heute die Sendeplätze weg. Die Gefahr sieht auch die Filmstiftung. Trotzdem sei NRW als Fernsehland weiterhin die Nummer 1 in Deutschland - und als Filmstandort mit Berlin und Bayern unter den großen Dreien, sagt Schmid-Ospach. Der große Vorteil von NRW sei seine abwechslungsreiche Kulisse. »Für mich ist es das vielfältigste Bundesland«, sagt Anton Moho. Von Arbeiterviertel und Industriebrache über Burgen und historische Städte bis Sozial-Punk und ländlicher Idylle sei hier alles zu finden. Filme wie »Solino« oder »Das Wunder von Bern« sind vor dieser Kulisse entstanden. Die Liste der preisgekrönten Produktionen aus NRW ist lang. Damit sie in Zukunft noch länger wird, will die Filmstiftung auch die Zusammenarbeit innerhalb der europäischen Filmwirtschaft ausweiten.

Artikel vom 27.10.2005