24.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Als Sitz der künftig einzigen Polizeiinspektion im Gespräch: das alte Präsidium am Kesselbrink.

Mehr Ordnungshüter auf die Straßen

Fahnden statt verwalten: Im Polizeipräsidium wird die große Neuorganisation vorbereitet

Von Jens Heinze und
Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). Die Bielefelder Polizei steht vor einer umfassenden Neuorganisation. Das Ziel der für Spätsommer nächsten Jahres geplanten großen Reform: Es sollen mehr Ordnungshüter auf die Straßen.

Etwa 900 Polizeibeamte gibt es in der Großstadt - doch noch nicht einmal ein Drittel von ihnen steht als uniformierter oder ziviler Ermittler im so genannten Wach- und Wechseldienst für den Schutz der Bevölkerung zur Verfügung. Lediglich um die 260 Ordnungshüter, verteilt im täglichen Drei-Schicht-Betrieb auf die drei Inspektionen Nord (Kurt-Schumacher-Straße), Ost (Kesselbrink) und Süd (Brackwede), sind für den Streifendienst eingeplant und können damit bei Alarm über Notruf 110 sofort eingreifen. Der große Rest wartet entweder darauf, nach dem Eingang von Strafanzeigen beziehungsweise dem Bekanntwerden von Verbrechen tätig werden zu können, oder ist mit dem Verwalten von Polizeiarbeit in Bielefeld beschäftigt.
Genau hier soll die jetzt von Polizeipräsident Erwin Südfeld eingeleitete Reform ansetzen - der Präsenz auf der Straße wegen sollen Verwaltungsstrukturen abgebaut werden. Vorbild ist dabei unter anderem die Polizei in Münster: dort gibt es nur noch eine einzige Polizeiinspektion, in Bielefeld sind es dagegen noch drei Inspektionen. Würden zwei von ihnen wegfallen - sämtliche Polizeiwachen vor Ort bleiben dagegen erhalten - wären die Stellen von zwei Inspektionsleitern und das Personal in zwei Führungsstellen eingespart. Im Klartext: Das Gros der Beamten, die sich zur Zeit hauptsächlich mit Verwaltungsaufgaben beschäftigen, stünde wieder für operative Zwecke bereit.
Ähnliche Überlegungen gibt es für den Bezirksdienst. Die »Dorfsheriffs« sind ebenfalls auf die drei Inspektionen aufgegliedert, für jeden Bezirksdienst gibt es einen Chef und je einen Abwesenheitsvertreter. Eine Arbeitsgruppe der Ordnungshüter unter Leitung von Polizeidirektor Hans-Werner Göll soll neben der Frage der drei Inspektionen auch hier klären, ob nicht ein Bezirksdienst-Chef und ein Vertreter für ganz Bielefeld ausreichen. Bis Februar kommenden Jahres sollen Polizeipräsident Südfeld alle Reformvorschläge vorliegen, bis September 2006 soll die große Neuorganisation umgesetzt sein. Denn, und das ist mit ein ganz entscheidender Grund für die Umstrukturierung, mehr Personal ist nicht zu erwarten: Das Land NRW hat die Zahl der Neueinstellungen bei den Ordnungshütern halbiert.
Ein erstes Zeichen in Sachen »Verschlankung von Organisationsstrukturen« wurde schon gesetzt. Der für ganz OWL zuständige Bielefelder Staatsschutz, die politische Polizei, ist vor kurzem nach Jahrzehnten der Selbstständigkeit in die hiesige Kripo eingegliedert worden.

Artikel vom 24.10.2005