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Die Steuerwirklichkeit
nicht »verbiegen«

Deutsche Staatsquote nur bei 48 Prozent


Zu der Nachricht »Steuern bremsen Firmen«:
Die Meldung passt zwar in die gegenwärtige Medien- und Meinungslandschaft, stellt aber die wirtschaftliche Realität auf den Kopf. In einem gemeinsamen Konzert jammert die Industrie zusammen mit den Medien über den Standort Deutschland und ignoriert dabei Tatsachen, die ein ganz anderes Bild ergeben:
1. Die Europäische Kommission hat unter »eurostat 2004« veröffentlicht, dass die tatsächlich gezahlten Steuern aus Unternehmertätigkeit und Vermögen in Deutschland bei 20 Prozent liegen. Der Durchschnitt von 15 EU-Staaten liegt indes bei 27,9 Prozent.
2. Nach einer Schätzung der EU-Kommission lag die Staatsquote im Jahr 2004 in Deutschland bei 48 Prozent, niedriger als in zehn anderen Ländern.
3. Das Wirtschaftsmagazin »Economist« berichtet, Deutschland belege in einer Umfrage unter 670 ausländischen Firmen als Standort weltweit Platz 5 (!). Da heißt es unter anderem: »Viele Vorteile werden in Deutschland als selbstverständlich betrachtet. Da ist man betriebsblind.«
Ich meine deshalb, das gemeinsame Jammern in Deutschland hat nur das Ziel, den Menschen Sand in die Augen zu streuen.
Zu den in der Meldung erwähnten komplizierten Steuergesetzen: Die Gesetze werden unter anderem dadurch kompliziert, dass gutbetuchte Steuerzahler mit wachsender Begeisterung vor Gericht ziehen, um auch noch die letzte Möglichkeit einzuklagen, sich vor ihrer Steuerschuld durch Absetzung zu drücken. Manche Besserverdienenden versuchen, durch Hin- und-her-Verkäufe und Vermietung an die Ehefrau sich künstlich arm zu rechnen. Hinzu kommt, dass die, die hier jammern, sich ein Heer von Steuerexperten leisten können. Auch bei den Schwarzgeldkontrollen werden nicht Krankenschwestern erwischt, sondern weit eher die Vermögenden!
Ich lasse mir die Wirklichkeit nicht verbiegen und fordere Politik und Medien auf, umfassend anstatt einseitig zu informieren. MICHAEL CARSTENSEN
32549 Bad Oeynhausen

Artikel vom 03.11.2005