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»Wilma« hat Cancún zertrampelt

Verheerendster Hurrikan in Mexikos Geschichte - Reiseveranstalter sagen ab

Mexiko-Stadt (dpa). Monsterhurrikan »Wilma« hat in Mexiko mindestens acht Menschen in den Tod gerissen und massive Zerstörungen angerichtet. Die Häuser und Wohnungen von mindestens einer Million Menschen wurden beschädigt.

Die deutschen Reiseveranstalter sagten alle Reisen in das vom Hurrikan »Wilma« betroffene Gebiet ab. Der Sturm wird heute mit extremen Regenfällen und Windgeschwindigkeiten bis zu 160 Kilometer pro Stunde im US-Bundesstaat Florida erwartet.
Die meisten der Opfer von Hurrikan »Wilma«, des verheerendsten Wirbelsturms in der Geschichte Mexikos, seien ertrunken oder von herumwirbelnden Ästen oder Metallteilen erschlagen worden, berichteten gestern die Behörden des Landes. Ein Mensch starb durch Glassplitter, als er den Sturm durch ein Fenster beobachten wollte. Die Scheibe sei durch den Wind förmlich »explodiert«.
Über das Ausmaß der Zerstörungen in der Stadt Cancún mit 600 000 Einwohnern berichtete ein Augenzeuge, es sehe aus, als ob »ein Riese in der Stadt herumgetrampelt sei«. »Cancún ist zerstört«, wurde auch Vizeadmiral Martín Fernández zitiert.
Gestern wurden auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán Lebensmittel und Trinkwasser knapp. Nachdem sich das Wetter einigermaßen beruhigt hatte, verließen viele Menschen ihre Notunterkünfte. Nach gut 30 Stunden in den engen und stickigen Räumen waren die Vorräte für zehntausende Menschen, darunter bis zu 6000 deutsche Touristen, aufgebraucht.
Hurrikan »Wilma« richtete die größten Schäden in Cancún und auf der Insel Cozumel an, sagte der Gouverneur des Staates Quintana Roo auf der Halbinsel Yucatán, Felix González. Meterhohe Wellen peitschten an die Küste. Auf der Insel Isla Mujeres gingen binnen 24 Stunden mehr als 1500 Liter Regen pro Quadratmeter nieder. Zum Vergleich: In Hamburg fallen 700 Liter im gesamten Jahr. Der Kontakt zur Ferieninsel Cozumel brach zusammen.
Die Meteorologen erwarten, dass der Hurrikan heute den Golf von Mexiko erreicht und dann nach Nordosten Richtung Kuba und Florida zieht. Über den warmen Gewässern könnte »Wilma«, zwischenzeitlich auf Stufe zwei abgeschwächt, neue Kraft gewinnen. Kuba befindet sich deshalb im Alarmzustand: Eine halbe Million Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Angst auch in Florida: Die 26 000 Einwohner der Key-West-Inselgruppe wurden zur Evakuierung aufgefordert. »Wilma« ist der siebte Hurrikan in 14 Monaten, der Florida heimsucht.
Deutsche Reiseveranstalter sagten alle Flüge in das betroffene Gebiet ab. Dies gelte zunächst bis einschließlich 2. November, teilte der Deutsche Reisebüro- und Reiseveranstalterverband gestern mit. Die Veranstalter würden Kontakt zu Kunden aufnehmen. Diese könnten sich über Hotlines informieren, die auf Internet-Seiten der Veranstalter zu finden sind.

Artikel vom 24.10.2005