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Die traditionelle Grenze eingerissen

Der Pop Art-Künstler Robert Rauschenberg wird am Samstag 80 Jahre alt

Von Carla S. Reissman
New York (dpa). Eine ausgestopfte Ziege, ein Autoreifen und ein Tennisball sichern Robert Rauschenberg einen Platz im Olymp der Pop Art gleich neben Roy Lichtenstein und Andy Warhol. An diesem Samstag wird er 80 Jahre alt.
Platz im »Olymp der Pop Art«: Robert Rauschenberg.Foto: dpa

»Monogram« (1959) ist das berühmteste der »Combine Paintings« Rauschenbergs - dreidimensionalen Installationen aus Alltagsobjekten und Farbe, mit denen er die traditionelle Grenze zwischen Malerei und Skulptur einriss. Voll Entsetzen soll ein Vertreter des Abstrakten Expressionismus bei dem Anblick gesagt haben: »Wenn das moderne Kunst sein soll, dann gebe ich auf.«
In den 50er und 60er Jahren machten Rauschenberg und andere sich daran, der Übermacht und der Ernsthaftigkeit des amerikanischen Abstrakten Expressionismus den Kampf anzusagen: Bezeichnend ist eines von Rauschenbergs frühen Werken, »Erased De Kooning» (1953), in dem er einfach eine Zeichnung seines New Yorker Kollegen Willem de Kooning ausradiert. In seine dreidimensionale Gemälde baute er Gegenstände alltäglicher Banalitäten ein. Rauschenberg experimentierte mit Drucken auf Aluminium, sich bewegende Plexiglasscheiben, Kleidern und anderen Oberflächen.
Geboren wurde er 1925 als texanischer Ölarbeiter-Sohn Milton Ernest Rauschenberg. Sein Großvater väterlicherseits stammte aus Berlin und heiratete später eine Cherokee-Indianerin. Seine Großmutter mütterlicherseits war Schwedin, verheiratet mit einem Holländer. Typisch amerikanische »Straßenkötermischung« nannte das Rauschenberg. Seine Affinität zu Deutschland rührt von seiner Verehrung von Dadaisten wie Kurt Schwitters und der Freundschaft mit Joseph Beuys.
Rauschenberg begann nach dem Militärdienst ein Studium am progressiven Black Mountain College in North Carolina. Dort lernte er auch den Choreographen und Tänzer Merce Cunningham und Musiker John Cage kennen, mit denen er eigene Projekte schuf. Der Durchbruch kam mit dem Umzug nach New York. Bis heute lebt und arbeitet Rauschenberg in seinen Studios in New York und auf Captiva Island, Florida.

Artikel vom 22.10.2005