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Paar heiratet zum dritten Mal

Nun wollen Cornelia (45) und Klaus-Jürgen K. (49) gemeinsam alt werden

Von Christian Althoff
Salzkotten (WB). »Diesmal soll es für immer sein!«, versprach Bauschlosser Klaus-Jürgen K. (49), als er am Freitag im Standesamt von Salzkotten (Kreis Paderborn) seiner Braut Cornelia (45) einen Kuss auf die Wange drückte. Es war das dritte Mal, dass die beiden einander geheiratet haben.

Die verrückte Beziehung der beiden hatte 1973 in Elsnigk bei Dessau begonnen. »Wir haben uns in der Dorfdisco kennengelernt«, erinnert sich die Braut. Sie beschreibt den Mann ihres Lebens als handwerklich begabt und kinderlieb, er charakterisiert die Erzieherin als lieb, treu, unternehmungslustig - und aufbrausend.
Als das Paar 1980 erstmals vor dem Standesbeamten trat, war Töchterchen Stephanie gerade geboren worden, zwei Jahre später kam Sohn Mathias zur Welt. »Klaus-Jürgen ist ein sehr häuslicher Mensch. Wir haben nie etwas unternommen und sind allenfalls mal zu Betriebsfeiern gegangen«, erzählt Cornelia K. Deshalb war es immer wieder zum Streit zwischen den beiden gekommen - bis sie sich 1989 scheiden ließen und Klaus-Jürgen K. in den Westen ging. »Der Kontakt ist aber nie abgerissen«, erinnert sich der 49-Jährige. »Cornelia ist mit gefolgt und wir haben uns weiter gesehen - schon der Kinder wegen.«
Im März 1990 steckte der Bauschlosser, der bei den Stute-Lebensmittelwerken in Paderborn eine Anstellung gefunden hatte, seiner Cornelia zum zweiten Mal den Ehering an: »Wir hatten das Gefühl, füreinander bestimmt zu sein.« Doch diesmal hielt die Ehe nur zwei Jahre. »Ich hatte die Freiheit im Westen genossen und fand es toll, dass Frauen hier auch ohne Männer etwas unternehmen konnten«, schwärmt Cornelia K., die damals an Wochenenden mit Freundinnen um die Häuser gezogen war - was den Unmut ihres Mannes erregt hatte, der Frau und Kinder lieber um sich herum hatte. Zum Zerwürfnis kam es, als ausnahmsweise der Ehemann in der Nacht zum 3. Oktober 1990 zum ersten Mal in seinem Leben auf die Pauke haute und mit Freuden bis morgens Skat spielte - ohne dass seine Frau wusste, wo er war.
»Vor allem mein Bruder hat sehr gelitten, als meine Eltern damals auseinandergingen«, erinnert sich Stephanie K. (25). Doch die Trennungzeit war ähnlich kurz wie Ehe Nummer zwei: Das Paar zog wieder zusammen, und 1999 kam Nesthäkchen Kevin zur Welt.
»Wir haben uns zusammengerauft, und jeder akzeptiert jetzt die Eigenarten des anderen«, sagte der Bräutigam am Freitag. Seine Frau engagiert sich für ein Kinderhospiz und fiebert an Wochenenden mit Freundinnen vor dem Fernseher ihrer Stammkneipe (»Wir sind Fußballfans«), und Klaus-Jürgen K. kümmert sich derweil um Kevin: »Die Kinder bedeuten mir alles, und ich möchte auch gar nicht aus dem Haus.«
Die Hände der Braut zitterten ein wenig, und sie tupfte sich nervös eine Träne ab, als der Standesbeamte Norbert Keßeler das Paar am Freitag ins Trauzimmer bat. »Dabei hast du doch genug Übung!«, scherzte der Bräutigam. Zum Ende der Zeremonie steckten die beiden sich silberne Ring mit Steinen an: »Die haben wir uns geleistet, weil die alten nicht mehr passten«, schmunzelte Cornelia K. Nach der Trauung ging's nach Hause, wo im Garten das Buffet für Freunde, Nachbarn und Verwandte aufgebaut war. »Für eine Hochzeitsreise reicht es auch beim dritten Mal leider nicht«, sagte der Bräutigam und nahm seine Frau strahlend in den Arm: »Aber Hauptsache wir werden zusammen alt und lassen uns durch nichts mehr auseinanderbringen!«

Artikel vom 22.10.2005