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Auf Leben und Tod

Lehrreicher Vierteiler über die Geschichte der Medizin

ARD, 21.45 Uhr: Das Blut tropft von Seziertisch, frisch Amputierte stöhnen im Lazarettzelt und Pockengeschwüre wachsen: Ein Blick in die Geschichte der Medizin ist nichts für schwache Nerven.

Die vierteilige ARD-Dokumentation »Auf Leben und Tod - Sternstunden der Medizin« bietet jedoch weit mehr als Schreckensszenarien der Vergangenheit. Sie macht deutlich, welche gewaltigen Fortschritte die Medizin in den vergangenen Jahrhunderten gemacht hat. Die Doku-Reihe startet heute mit »Tödliche Keime« und wird an den folgenden Montagen zur gleichen Zeit fortgesetzt.
Den Rahmen der jeweils 45-minütigen Sendungen bildet ein Familienfest mit Großeltern, Kindern und Enkeln. »Noch vor 100 Jahren wäre niemand so alt geworden«, sagt eine Stimme aus dem Off. Warum die Europäer einst viel früher starben, wird beim Parforceritt durch die Krankheits- und Seuchengeschichte schnell deutlich: Es gab keine Impfungen, keine Antibiotika, kaum Hygiene. In jedem Lebensalter drohten neue Gesundheitsgefahren. Noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts starben drei von zehn Säuglingen in den ersten Lebenswochen. Die Mütter raffte oft das Kindbettfieber dahin - falls sie die Geburt überhaupt überlebten.
In nachgestellten historischen Spielszenen verdeutlicht der Film auch, welchen Männern und Frauen die Medizin ihre Entdeckungen zu verdanken hat. »Es geht darum, eine enorme Fülle zu strukturieren und begreifbar zu machen«, sagt WDR-Programmbereichsleiter Helfried Spitra. Medizingeschichte sei eine lange Folge von Triumphen und Rückschlägen gegen Krankheit und Tod.
Der TV-Zuschauer erlebt zum Beispiel mit, wie der Mediziner Ignaz Semmelweis 1846 in Wien die Ursache für das Kindbettfieber erkannte. »Der Tod klebt an den Händen der Ärzte«, folgerte er nach langen Beobachtungen der Hygienepraxis. Da sich die Mediziner nach Leichenobduktionen nicht die Hände wuschen, infizierten sie die jungen Mütter mit Keimen. Von Fachkollegen zu seiner Zeit angefeindet, gilt Semmelweis inzwischen als »Retter der Mütter«.

Artikel vom 24.10.2005