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Der Traumschuss ins Tor

Nun muss Hamburg ohne van der Vaart auskommen

Sofia (dpa). Mit verschmitztem Lächeln humpelte Goldjunge Rafael van der Vaart vom Mitternachtsbüfett im Saal Moussala zum Fahrstuhl des Palast-Hotels Hilton Sofia und murmelte: »Mit meinem Traumtor habe ich alles wieder gutgemacht, nun müssen sie ohne mich klarkommen.«
Der kleine Niederländer mit dem genialen linken Fuß kann seinen blau geschwollenen großen Zeh nun auf Eis legen, am Sonntag in Dortmund und in zwei weiteren Bundesliga-Spielen ist er gesperrt. »Man kann Rafael nicht eins zu eins ersetzen, aber wir sollten uns einfach freuen, dass wir ihn haben«, betonte Trainer Thomas Doll, der den 1:0-Sieg im UEFA-Cup bei ZSKA Sofia oben unter dem Stadiondach verfolgt hatte. Um zwei Uhr morgens gönnte er sich dann mit leuchtenden Augen ein Sieger-Bier an der Bar.
»Sieben Punkte braucht man, um die Gruppenphase als Dritter zu überstehen. Aber unser Ziel sollte es sein, als Erster durchzugehen«, forderte der wegen einer Innenraum-Sperre im Armeestadion zur Untätigkeit verurteilte Doll mit Blick auf das Heimspiel in zwei Wochen gegen Viking Stavanger. Und im Rückblick auf die nach 19 Spielen ohne Niederlage gegen den VfL Wolfsburg (0:1) zu Ende gegangene Erfolgsserie sprudelte es aus ihm heraus: »Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie keinen Knacks bekommen hat. Im Gegenteil, es ist nichts hängen geblieben, das zeugt von Reife.«
Vor der Partie hatte »Dolly« gewaltig leiden müssen: »Ich möchte nicht noch einmal gesperrt werden.« Nach seiner Ansprache im Hotel wäre der gesperrte Coach im Stadion vor Anspannung fast geplatzt. Angeblich hatte er dort keinen Kontakt zu Vertreter Ralf Zumdick. Dieser reagierte drei Minuten vor der Pause zunächst nicht, um den verletzten Abwehrrecken Guy Demel nach rüdem Foul zu ersetzen. Nach der Pause übernahm dann René Klingbeil die rechte Abwehrposition. »Ich hätte genauso entschieden«, sagte Doll.
Die umformierte Abwehr wurde zum Erfolgs-Garanten gegen die immer harmloser werdenden Bulgaren. »Das war ein Sieg durch einen unglaublichen Schuss von Rafael. Aber abgesichert hat ihn die gesamte Mannschaft, die sich gerade für Guy Demel reingehängt hat«, meinte Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Ohne den am Knie verletzten und ohnehin vier Mal gesperrten Demel, den der in Sofia gesperrte Khalid Boulahrouz vertreten wird, reisen die Hanseaten nun zum Spiel nach Dortmund.
Hamburg: Wächter - Wicky, Demel (46. Klingbeil), van Buyten, Atouba - Jarolim, Beinlich, Trochowski (59. Mahdavikia) - van der Vaart - Barbarez, Mpenza (87. Ziegler)
Schiedsrichter: Pedro Proenca (Portugal)
Tor: 0:1 van der Vaart (57.)
Zuschauer: 20 000

Artikel vom 22.10.2005