22.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Skibbe kämpft gegen den Larifari-Fußball

Bayer Leverkusens neuer Fußball-Lehrer schwört seine Mannschaft im Trainingslager ein


Leverkusen (dpa). Der Rückzug von Bayer Leverkusen in die Sportschule Hennef bei Köln hatte Symbolcharakter. Sowohl die in den 50er Jahren entstandene Einrichtung als auch der labile Fußball-Bundesligist sind renovierungsbedürftig. »Wir haben in allen Bereichen hart gearbeitet. Die Mannschaft hat einen sehr engagierten Eindruck gemacht«, resümierte Leverkusens neuer Chefcoach Michael Skibbe nach dem dreitägigen Trainingslager. »Auch die vielen Einzel- und Gruppengespräche, die ich geführt habe, stimmen mich optimistisch im Hinblick auf die schwere Aufgabe gegen den VfB Stuttgart.«
Sportdirektor Rudi Völler, der nach der Entlassung von Klaus Augenthaler in fünf Spielen als Aushilfstrainer die Leverkusener Profis vergeblich auf stabilen Kurs zu trimmen versuchte, begrüßte die Kommunikations-Offensive Skibbes. »Michael hat keine Phrasen gedroschen, sondern klar und deutlich angesprochen, was wir jetzt wollen«, lobte Völler, betonte jedoch auch: »Wir haben genug miteinander geredet. Die wissen jetzt, um was es geht.«
Mit dem Larifari-Fußball der vergangenen Wochen, der zum UEFA-Cup-Aus gegen ZSKA Sofia und zur 1:3-Blamage beim FSV Mainz 05 führte, soll nun Schluss sein. Ansatzpunkt für Skibbe ist, aus einer Ansammlung von Einzelkönnern eine harmonierende Einheit zu formen. »Da gibt es Handlungsbedarf, da muss erst Mal Grund rein«, sagte Skibbe, der nun wie bei einem Puzzle die einzelnen Mannschaftsteile verknüpfen will.
Dass dies Not tut, weiß auch Kapitän Carsten Ramelow. »Das größte Problem ist, dass wir taktisch bei null anfangen müssen, weil nichts mehr funktioniert«, urteilte der Ex-Nationalspieler. Die Mannschaft präsentiere sich nur in Einzelteilen und nicht als Ganzes. »Und das müssen wir beheben«, so Ramelow, der eine weitere Talfahrt des Tabellen-Zehnten nicht ausschließt: »Wir müssen nach unten schauen.« Falls dies nicht in die Köpfe seiner Mitspieler wolle, empfiehlt er Skibbe rigoroses Vorgehen: »Dann muss aussortiert werden. Gnadenlos, ohne Rücksicht auf Namen, Erfolge und Erfahrung. Da schließe ich mich nicht aus.«
Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser weiß, dass Skibbe keine Wunder bewirken kann. »Er wird ein wenig Zeit brauchen, seine Handschrift erkennen zu lassen. Und wir werden vielleicht etwas Geduld haben müssen«, sagte er. Während er von dem Ziel, einen internationalen Wettbewerb zu erreichen, nicht abrückte, verabschiedete sich Holzhäuser vorerst vom Traum von der deutschen Meisterschaft: »Es sieht nicht so aus, dass wir den Titel gewinnen.«

Artikel vom 22.10.2005