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In Köln schlägt
es schon »13«

Trainer Rapolder muss Punkte holen

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Köln (WB). So langsam schwante es auch Wolfgang Overath. Als Hannover 96 nur wenige Minuten benötigte, um den 1. FC Köln abzuschießen, erkannte der Chef-Geißbock auf der Tribüne, dass die Mannschaft von Trainer Uwe Rapolder gegen den Abstieg spielt.

Inzwischen verstehen die FC-Anhänger die Welt nicht mehr. Mit zwei Siegen erwischte ihr Team eigentlich einen Traumstart, aber danach kassierte der Neuling fünf Niederlagen in sechs Partien und rutschte mit dem 1:4 gegen die Niedersachsen schwer in Richtung Gefahrenzone. Schlimmer noch als das bittere Resultat war die Leistung, die dazu führte. Und damit baut sich vor dem Kölner wieder ein Problem auf, dass ihm über die Jahre schon geläufig geworden ist. Die örtliche Legende Overath beschreibt es so: »Zu Beginn gab es Euphorie, aber die Realität ist anders. Sie hat uns eingeholt.« Das gilt auch für die Tabelle. Dort schlug es am 9. Spieltag »13«.
Zu allem Überfluss gerieten auch noch der Trainer und sein Star aneinander. Lukas Podolski, gegen Hannover wegen Waden-Wehweh eine Halbzeit lang geschonter Bankmann, hatte nach dem Malheur von Müngersdorf eine komplett andere Einschätzung seines Gesundheitszustandes verbreitet als die medizinische Abteilung und die sportliche Leitung. Aber fit oder nicht, ein Hit ist auch »Prinz Poldi« nicht. Wer dessen durchgängig gute Liga-Partien in dieser Saison abzählt, kommt nicht weit. Er kann nach dem zweiten Spieltag, dem 3:2 in Stuttgart, schon damit aufhören.
Grund für ein Gespräch gab es in dieser Woche auch so genug. Rapolder und Podolski tauschten sich am Donnerstag eine Stunde lang aus. Poldi-Berater Kon Schramm bemühte sich anschließend darum, die kleine Talkrunde von der Seite des aufmüpfigen Spielers aus als friedensstiftend anzupreisen: »Lukas wollte dem Verein nicht schaden.« Und dass sein umworbener Klient schon bald nach München zu den Bayern wechselt, sei auch nicht der Fall.
Alles wird gut also? Dazu wartet man wohl besser das Kellerduell an diesem Samstag in Frankfurt ab. Der FC braucht dringend Punkte, sein Trainer auch. Uwe Rapolders Konzeptfußball, für den er von Arminia Bielefeld abgeworben wurde, kommt jedenfalls in Köln nicht in Gang. Schon haute ihm das Fachblatt Kicker auch eine Reportage um die Ohren, die die rustikale Art beschreibt, mit der der Fußball-Lehrer manchmal den Betrieb leitet. Auch Abwesenheit zu ungünstigen Zeiten wird dem Trainer dort vorgehalten.
Ruhe, das weiß er, verschaffen ihm nur Punkte in Frankfurt. Sonst könnte es schon in der nächsten Partie gegen die Bayern um den Posten des Trainers gehen.

Artikel vom 22.10.2005