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Verschwundene Lebenswelten

Ausstellung erinnert an Häuser und Höfe, die es heute so nicht mehr gibt

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Bäuerliche Lebenswelten verschwinden nach und nach, Häuser und Höfe in ihrer ursprünglichen Form sind heute (fast) nur noch im Freilichtmuseum zu erleben. Der westfälische Volkskundler und Hausforscher Josef Schepers (1908-1989) erarbeitete ein Standardwerk, das nicht nur Dr. Rosa Rosinski, Leiterin des Bielefelder Bauernhausmuseums, für unverzichtbar hält.

Ihm, der auch der erste Direktor des Detmolder Freilichtmuseums war, ist eine Ausstellung im Bauernhausmuseum gewidmet, die an diesem Sonntag um 11.30 Uhr eröffnet wird.
Schepers begann schon während seiner Studienzeit in den 1930er Jahren, alte Bauernhöfe zu erforschen und fotografisch zu dokumentieren. Mit einer studentischen Arbeitsgruppe, dem »Münsterischen hauskundlichen Arbeitskreis«, durchstreifte er von 1934 bis zum Zweiten Weltkrieg auf dem Fahrrad Nordwestdeutschland auf den Spuren historischer Siedlungsformen, Höfe und Häuser.
Im Ausstellungsraum des Bauernhausmuseums sind Fotografien von Höfen und ihrer Bewohner zu sehen, darunter auch Bielefelder Beispiele: Aufnahmen der Höfe Meier zu Hoberge (1940), Meier zu Müdehorst (1935) und Heining Schröttinghausen (1940). Gezeigt werden die Fotoalben Schepers, seine Skizzen von Hofgrundrissen und seine - oft mundartlichen - Anmerkungen. Natürlich ist auch Schepers' Standardwerk »Haus und Hof westfälischer Bauern« zu sehen. In der Schau ist es beim Hof Meier zu Ummeln aufgeschlagen, dem beim Brand zerstörten ehemaligen Haupthaus des Bauernhausmuseums.
Rosa Rosinski betont, dass ein Teil der Höfe, die auf den Fotografien zu sehen sind, entweder abgerissen oder vollständig umgebaut seien. Ein anderer Teil stehe im Freilichtmuseum.
Die Ausstellung wurde von Bauhistoriker Dr. Heinrich Stiewe konzipiert, der auch den Eröffnungsvortrag halten wird. Zu sehen sind schlichte Fachwerkbauten oder Kötterhäuser genauso wie Meierhäuser mit reich verzierten Einfahrttoren. Die ältesten Häuser, die Josef Schepers fotografiert und dokumentiert hat, stammen aus dem 16. Jahrhundert. Die Ausstellung im Bauernhausmuseum an der Dornberger Straße ist bis zum 18. Dezember zu sehen.

Artikel vom 22.10.2005