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Bauboom unter Siedlern
Elasund im Stadium des frühen Kapitalismus -ÊGroße verdrängen die Kleinen
Am Anfang des Spiels besteht »Elasund« nur aus einer kleinen Anzahl von Hütten. Im Zentrum ist schon die Baugrube für eine Kirche ausgehoben. Die Lage der Stadtmauer richtet sich nach der Anzahl der teilnehmenden Spieler (2 bis 4).
Zehn Jahre nach der Entdeckung von Catan ist es soweit. Mit Elasund entsteht die erste Metropole der Siedler-Republik. Die Stadt trägt den gleichen Namen wie der kleine Ort an der norwegischen Küste, von dem aus die Seefahrer in Rebecca Gablés Roman »Siedler von Catan«Êeinst aufgebrochen sind, um neues Land und schließlich Catan zu entdecken.
Vom Ablauf hat Klaus Teubers neues Spiel allerdings nur wenig mit der Basisversion der »Siedler« gemeinsam. Weder besteht der Plan aus secheckigen Plättchen, noch müssen die Spieler Rohstoffe sammeln. Geblieben ist nur die geforderte Anzahl von zehn Siegpunkten und die Figur eines (See-)Räubers, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn bei den beiden Würfeln die Sieben fällt.
In der Küstenstadt Elasund bricht zu Spielbeginn das Baufieber aus. Alle Einwohner sammeln Baubriefe und Gold, um an dem Wirtschaftsboom teilzuhaben. Zur Auswahl stehen unterschiedliche Gebäude vom Brunnen über Marktstand, Kaufmannsladen und Wirtshaus bis zum Kontor, dem Fürstensitz und der Veranstaltungshalle. Schon die Baubriefe müssen mit Gold bezahlt werden. Sie sind aber Voraussetzung für einen Bau, dessen Errichtung noch einmal eine unterschiedlich hohe Menge Gold verschlingt. Dafür fließen aber auch, ein bisschen Würfelglück vorausgesetzt, von der nächsten Runde an Einnahmen aus den Gebäuden zu. Außerdem bieten sie Platz für einen oder zwei Siegpunktsteine.
Geschickte Spieler nutzen schon mal die Baubriefe ihrer Konkurrenten. Dazu müssen sie jedoch die Mehrheit auf dem Baugelände besitzen. Die Baubriefe sind unterschiedlich hoch dotiert. Wer unterliegt, bekommt immerhin den Wert seines Baubriefs in Gold ausbezahlt.
Weniger glimpflich geht Elasund mit den Besitzern kleinerer Gebäude um, die einfach von neuen und größeren überbaut werden. Der bisherige Eigentümer geht in der Regel leer aus -Ê für ein Spiel von Klaus Teuber ein relativ aggressives Moment. Aber schließlich erlebt das Catansche Elasund gerade seinen frühen Kapitalismus. Da können die Zustände auf dem Spielbrett auch nicht viel anders sein als in der Realität derzeit etwa in China.
Zum Ausgleich kann sich der Spieler ja am Kirchbau beteiligen. Da sind die geforderten Summen zwar höher; aber dafür kann der einmal platzierte Siegpunkt auch nicht mehr weggenommen werden.
Weitere Regeln etwa für Stadtmauer, Handelsfelder und Machtkarten machen »Elasund«Ê (Kosmos-Verlag, knapp 25 Euro) noch um einiges komplexer, als es auf wenigen Zeilen dargestellt werden kann. Es dauert eine Weile, bis man alle Regeln verinnerlicht hat. Doch danach sind Spaß und Spannung garantiert. Wie beim »Siedler«-Spiel entscheidet oft erst die Schlussrunde über Sieg oder Niederlage. Bündnisse gegen den Führenden sind natürlich erlaubt. Bernhard Hertlein

Artikel vom 29.10.2005