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»Dann gehen hier die Lichter aus!«

Karstadt und Marktpassage drohen mit Investitionsstopp, wenn Neumarkt-Center kommt

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Der Bielefelder Einzelhandel lehnt ein Neumarkt-Center mit 16 000 Quadratmetern zusätzlicher Verkaufsfläche strikt ab. Sollten den Planungen politisch der Weg geebnet werden, will die Karstadt AG, die am Standort Bielefeld Millionen investieren will, ihr Projekt stoppen. Auch die Marktpassage will unter solchen Umständen Erweiterungsplanungen einstellen.

Der HFS-Fonds, Besitzer der Neumarkt-Immobilien mit Amerikahaus, Telekom-Hochhaus und Alter Post, will dort eine Einkaufspassage und Fachmärkte bauen, dazu Büros und Wohnungen. Während offenbar Politiker von CDU und SPD diesem Vorhaben wohlwollend gegenüber zu stehen scheinen, sind Bauverwaltung und Einzelhandel »entsetzt«, so Jochen Willmann, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes (EHV). Würde auf politischem Wege Planungsrecht geschaffen - am 25. Oktober tagen Bezirksvertretung Mitte und Stadtentwicklungsausschuss zu diesem Thema gemeinsam - »gehen in Altstadt und City die Lichter aus«, sind unter anderem Klaus-Peter Haufe (City-Passage) und Heribert Kallfelz (Werbegemeinschaft City) überzeugt.
Thomas Kunz, Karstadt-Geschäftsführer und Vorsitzender der Werbegemeinschaft City, betont, dass die Karstadt AG mit Unterstützung eines Investors das gesamte Areal bis zur Friedenstraße für einen Neubau nutzen wolle, dort in Verbindung mit dem bestehenden Haus das so genannte Boulevard-Konzept realisieren wolle. Karstadt-Vorstandsvorsitzender Thomas Middelhoff habe bereits ein Gespräch mit Oberbürgermeister Eberhard David über die Planungen geführt. Kunz betont: »Sollten die Neumarkt-Center-Pläne von der Politik weiter verfolgt werden, werden die beabsichtigten Investitionen sofort gestoppt.« Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des EHV, weist darauf hin, dass auch die ITG Düsseldorf als Eigentümer der Marktpassage Millionen investieren will, um die Passage über die Zimmerstraße und unter Einbeziehung des leer stehenden Multistore-Gebäude besser an die Bahnhofstraße anzubinden und damit 8000 Quadratmeter neue Verkaufsfläche zu schaffen. Genth: »Das ist ein Lückenschluss, wie wir ihn uns wünschen würden.« Aber auch ITG würde die Planungen sofort einstellen, so Genth, würde ein Neumarkt-Center genehmigt. Christiane Stute und Olaf Klötzer nennen es eine Farce, wenn nach der aufwändigen Sanierung der Fußgängerzone ein neuer Einzelhandelsstandort realisiert werden würde. Klaus Brentrup (Sinn Leffers) fürchtet, dass dann gewachsene Strukturen innerhalb kürzester Zeit zerschlagen würden. Haufe weist darauf hin, dass allein in die City-Passage 500 000 Euro an Unterhaltungs- und Attraktivierungsmittel hinein gepumpt würden. Für Genth und Willmann besteht absolut kein Anlass zu einem »politischen Schnellschuss«. Genth: »Es gibt keinen Handlungsdruck - der HFS Fonds ist ohnehin Eigentümer des Neumarktes.«
Er kritisierte zudem, dass der Fonds offenbar freie Flächen im Amerikahaus gar nicht vermieten will. Einen ähnlichen Eindruck hat auch Beigeordneter Gregor Moss: »Trotz aller Versuche, ein Konzept für den Neumarkt außerhalb des Handels zu unterbreiten, gab es keine Resonanz.«

Artikel vom 22.10.2005