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Sapina belastet Hoyzer schwer

In der Türkei sollte Ex-Armine Albayrak zu einem Wunschergebnis beitragen

Berlin (WB/dpa). Am zweiten Tag des Prozesses um Manipulationen im deutschen Fußball belastete der Hauptangeklagte Ante Sapina Ex-Schiedsrichter Robert Hoyzer schwer. Im Zusammenhang mit einem gescheiterten Manipulationsversuch in der Türkei kam auch der Name eines ehemaligen Profis von Arminia Bielefeld ins Spiel: Erhan Albayrak.

»Was wäre es dir wert, wenn Paderborn am Wochenende gewinnt«, habe ihn Hoyzer im Café King gefragt, berichtete der Kroate. Sapina ging auf das Angebot ein und zahlte 8000 Euro, damit der Referee im Regionalliga-Spiel des SC Paderborn gegen Chemnitz für die Halbzeitführung und den Sieg des Gastgebers sorgte. Die Machenschaften des kriminellen Duos wurden aber am 22. Mai 2004 durch Linienrichterin Inka Müller durchkreuzt, die mit ihrer Intervention einen von Hoyzer kurz vor der Halbzeit gegebenen Elfmeter beim Stand von 0:0 verhinderte. Die Wette platzte, und Hoyzer musste das schon eingestrichene Geld zurückgeben.
Sapina erklärte auch, wie der Kontakt zu Hoyzer Anfang 2004 über seinen Cousin Tomislav Cirko, der ebenfalls bei Hertha BSC als Schiedsrichter tätig war, zu Stande gekommen war. Zudem enthüllte der »Navigator«, dass ihm Hoyzer im angetrunkenen Zustand erzählt habe, schon Monate vor der ersten gemeinsamen Manipulation für ein Spiel des Chemnitzer FC gegen den FC Sachsen Leipzig Geld geboten bekommen zu haben. 5000 Euro sollten Hoyzer im November 2003 für einen Sieg der Leipziger, für die sein Vater Peter Hoyzer damals als Mannschaftsbetreuer arbeitete, angeboten worden sein.
Während Hoyzer zu den Auslassungen Sapinas nur hin und wieder schmunzelte, ging sein Anwalt Thomas Hermes vor dem Prozess-Saal schärfer mit dem Kroaten ins Gericht. »Ante stellt alles so dar, als ob ihn Hoyzer fast zur Manipulation gedrängt hätte. Diese Darstellung überrascht uns nicht, aber von Robert Hoyzer werden sie an den kommenden Tagen eine andere Version hören.« Sapinas Anwalt Nicolas Becker konterte: »Ich bin der Meinung, dass er bemerkenswert freundlich mit Herrn Hoyzer umgegangen ist.«
Offenbar war das Bestreben Ante Sapinas, seinen Bruder Milan reinzuwaschen. »Milan ist in meinem Auftrag in die Türkei gefahren. Ich habe ihm aber nur so viel erzählt, wie er wissen musste«, sagte Ante Sapina. Sein Bruder sollte beobachten, wie Ankaragücü gegen Galatasaray Istanbul verliert, nachdem Ankara-Spieler Erhan Albayrak von den Kroaten mit 15 000 Euro bestochen worden sein soll. Der mögliche Wettgewinn von 636 510 Euro blieb aber aus, da Albayrak nicht aufgestellt wurde. Ankaragücü gewann 1:0.
»Ich war sehr frustriert, dass es nicht geklappt hat. In solchen Fällen, wenn es besonders weh tat, habe ich den Wettschein oft aufgehoben«, erinnerte sich Sapina an die missglückte Manipulation.
Der 30 Jahre alte Albayrak hatte von August 2001 bis Dezember 2002 für Arminia Bielefeld gespielt (43 Einsätze), ehe er zu Fenerbahce Istanbul wechselte. Von dort ging der Profi zu Ankaragücü, vor dieser Saison heuerte Albayrak bei Konyaspor an.
Sapina hatte weiter berichtet, wie er über Spieler Torsten Bittermann 15 000 Euro »Motivationsprämie« an Dynamo Dresden für einen Sieg gegen Münster zahlte. Daraus resultierten die Kontakte zu Bittermann, der später den mitangeklagten Chemnitzer Profi Steffen Karl zur Manipulation des Regionalliga-Spiels Chemnitz - Dresden (0:1) am 10. April 2004 bewegte.
Karl erhielt laut Sapina 10 000 Euro dafür, dass er als Libero mit »angezogener Handbremse« spielte. Bittermann bekam 3000 Euro für die Vermittlung. Der Sieg war für Sapina jedoch nutzlos, weil die Wette in Kombination mit dem Spiel in der Türkei gesetzt wurde.
Ein vom Gericht zugelassenes vorläufiges psychiatrisches Gutachten weist Ante Sapina als »pathologischen Spieler« aus. Spielsucht gilt als anerkannte Suchtkrankheit und könnte zu verminderter Schuld führen.

Artikel vom 21.10.2005