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Der Preis fürs Leben im Paradies

Mexikanische Ferienorte und südliches Florida auf »Wilma« vorbereitet

Mexiko-Stadt / Cancún (dpa). Der Hurrikan »Wilma« verbreitet in der Karibik Angst und Schrecken noch bevor er mit voller Wucht Land erreicht hat. Auf der mexikanischen Halbinsel Yukatan, auf Kuba und im US-Bundesstaat Florida bereiteten sich die Menschen gestern auf das Eintreffen des Wirbelsturms vor.

In Westkuba wurden vorsorglich 200 000 Menschen in Sicherheit gebracht. Auch in den mexikanischen Ferienzentren von Quintana Roo auf Yukatan mit Cancún und Playa del Carmen ordneten die Behörden angesichts der befürchteten zerstörerischen Kraft von »Wilma« Evakuierungen an.
Riesige Wellen schlugen bereits gestern gegen die Strände der mexikanischen Karibikküste. Experten rechnen damit, dass der Wirbelsturm heute Morgen bei Cancún auf Land trifft. »Wilma« entwickelte zuletzt Windgeschwindigkeiten von 230 Stundenkilometern, wurde daher in die zweithöchste Stufe vier zurückgenommen. Am Vortag war er noch mit Tempo 280 und mehr über das Meer gezogen und galt als gewaltigster Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnungen. Mehrere Flüge von Deutschland nach Cancún wurden gestern wegen »Wilma« gestrichen oder verschoben. Am Montag soll der Sturm Südflorida erreichen.
Die Cancun vorgelagerte Insel Isla Mujeres wurde gestern von der Armee zwangsgeräumt. Die 18 000 Einwohner hatten sich geweigert, die Insel zu verlassen. Die Hotels auf der weiter südlich gelegenen Insel Cozumel wurden ebenfalls evakuiert. Die großen Hotels in Cancún verhandelten mit den Behörden über das weitere Vorgehen. Auch hier bestand seit der Nacht zum Donnerstag eine Evakuierungsanordnung.
Die meisten dieser Hotels sind sehr stabil gebaut. »Bei uns sind die Gäste sicher und besser aufgehoben als in einer Gemeinschaftsunterkunft, einer Turn- oder Stadthalle«, sagte etwa der Direktor des Hotels Oasis Ressorts, Kurt Weber. In Cancún gibt es 102 Hotels. Insgesamt halten sich nach Angaben des Tourismusverbandes von Quintana Roo derzeit knapp 35 000 Touristen an der mexikanischen Karibikküste auf. Etwa 10 000 sind mexikanischen Medien zufolge abgereist.
Im Süden des US-Bundesstaates Florida deckten sich die Einwohner mit Lebensmitteln und Spanplatten zum Vernageln ihrer Fenster und Türen ein. »Viele sagen, das ist der Preis, den wir dafür zahlen, dass wir im Paradies leben«, sagte der Polizeisprecher von Punta Gorda an der Südwestküste Floridas, Chuck Rinehart.
Der Ort war im vergangenen Jahr durch Hurrikan »Charley« schwer verwüstet worden. 1000 Familien leben dort noch heute in Wohnmobilen. Die Menschen nähmen die Bedrohung ernster als je zuvor. »Viele waren in den letzten Jahren unvorsichtig geworden - das hat sich nach ÝCharleyÜ und ÝKatrinaÜ geändert«, sagte Polizeisprecher Rinehart.
Auf Kuba wurden Überschwemmungen und Erdrutsche befürchtet, weil mit dem Wirbelsturm ungeheure Regenfälle einhergehen. In Haiti kamen wegen Erdrutschen und Überschwemmungen bereits Menschen ums Leben.

Artikel vom 21.10.2005