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Dealer droht
die Abschiebung

Roma aus dem Kosovo vor Gericht

Von Uwe Koch
Bielefeld (WB). Der Rauschgiftdealer, der vor fünf Jahren den Fall von Polizeipräsident Horst Kruse einleitete, steht wieder vor Gericht: Der Kosovo-Albaner Bashkim S. (40) muß sich seit gestern vor einer Strafkammer des Landgerichts verantworten, und zwar wegen Drogenhandels.

Mit dem (vermutlich) elffachen Familienvater kommt auf die Justiz erneut eine mächtige Welle von Kosovo-Albanern zu, die offensichtlich aus massiven Vorstrafen und Strafvollzug wegen gleicher Delikte nichts gelernt haben. Bashkim S. soll im vergangenen Jahr im großen Stil Haschisch, Marihuana und Kokain im Kilobereich ge- und verkauft haben, sagt Staatsanwalt Martin Temmen. Die Geschäfte soll er in einer städtischen Unterkunft an der Prinzenstraße vorbereitet haben. Seine Ehefrau und die kleinen Kinder der Familie waren häufig dabei, wie eine Zeugin gestern berichtete.
Seine Abnehmer fand S. angeblich im nahegelegenen Ravensberger Park. S. soll vornehmlich mit einer anderen namhaften Kosovaren-Familie zusammengearbeitet haben, deren männliche Mitglieder fast alle bereits zu langjährigen Strafen abgeurteilt wurden und ihre Haft verbüßten. Die Sippe C. beherrschte um das Jahr 2000 herum den Heroinhandel in Bielefeld. Jetzt stehen drei der Söhne erneut unter Anklage, weil sie seit 2004 eine Dealer-Bande bildeten.
Bashkim S. hatte im Mai 2000 den Stein um die skandalösen Vorgänge in der früheren Drogenberatungsstelle ins Rollen gebracht: Als er auf dem Gelände der Anlage von Polizeibeamten festgenommen werden sollte, bedrohte er die Ermittler mit einem Messer. Im späteren Prozeß, der dem Kosovo-Albaner drei Jahre Haft einbrachte, sorgte Chef-Drogenfahnder Manfred Hudalla mit dem Zitat, man sei derzeit »nicht in der Drogenanlaufstelle tätig« für umfangreiche Ermittlungen, von der auch die Spitzen des Polizeipräsidiums und der Drogenanlaufstelle nicht verschont blieben.
Trotz seiner Haftstrafe war Bashkim S. seinerzeit nicht in seine Heimat abgeschoben worden. Der Mann gibt vor, ein Roma zu sein, und diese Bevölkerungsgruppe fühlt sich in ihrem Heimatland Kosovo verfolgt. Im Ausländeramt der Stadt Bielefeld indes glaubt man derzeit an eine Trendwende. Entscheidend dafür soll die Haltung der UN-Verwaltung des Kosovo sein, die die Aufnahme auch von Roma und Sinti »in Einzelfällen zugesagt hat«. Das betreffe eben auch Straftäter.
Sollte Bashkim S. verurteilt werden, droht ihm eine lange Freiheitsstrafe. Im Prinzip gilt für Straftäter, die zu mehr als drei Jahre Haft verurteilt wurden, die »Ist-Abschiebung«. Das gelte insbesondere für Bashkim S., und daran, so das Ausländeramt, »haben wir großes Interesse«.

Artikel vom 21.10.2005