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Jahrbuch als Fundgrube
für Kirchengeschichtler

100. Band ist auch der bislang umfangreichste

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Eine Fundgrube für alle Historiker und geschichtlich Interessierte: Soeben ist das 100. Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte erschienen. Und damit auch der bislang dickste in der Geschichte des Vereins für Westfälische Kirchengeschichte - nämlich 665 Seiten stark.

Herausgeber Prof. Dr. Bernd Hey, Direktor des Landeskirchlichen Archivs und und seit 1997 auch Vereinsvorsitzender, kann über mangelndes Material nicht klagen. Hey: »Wir können uns vor Manuskripten kaum retten - die Kirchengeschichte ist eben ein weites Feld.« Band 1 erschien bereits 1899, zwei Jahre nach Vereinsgründung. Hey: »Während der Kriegsjahre wurde der Druck eingestellt - Papiermangel!«
Mehrere Bielefelder Autoren beschäftigen sich mit Bereichen der Bielefelder Kirchenhistorie. Ein Themenschwerpunkt ist die Reformation in Bielefeld. Andreas Biermann beschäftigt sich mit Hermann Hamelmann, Pfarrer an St. Marien in der Neustadt, der 1542 Bielefeld für Luthers Lehren gewann, Amandus Peters hat Schriften und Briefe Hamelmanns aus dem Lateinischen neu übersetzt und herausgegeben. Fritz Achelpöhler, früherer Leiter des Gymnasiums am Waldhof, setzt sich mit den Geschehnissen um die Wahl des jüdischen Arztes Dr. Bernhard Steinheim in den Vorstand der Bielefelder städtischen Töchterschule auseinander und nennt seinen Beitrag »Pietismus, antijüdische Ressentiments und städtische Selbstverwaltung«. Achelpöhler hat aus eigener Anschauung Einblick in alle Bereiche: als ehemaliger Schulleiter in den Schulalltag, als Presbyter in die Kirchen und als ehemaliges Ratsmitglied in die Kommunalpolitik. Für ihn sind die Geschehnisse um Bernhard Steinheim, die sich in den Jahren 1870 bis 1873 ereigneten, auch ein Kampf städtischer Selbstverwaltung gegen den preußischen Obrigkeitsstaat.
Beate Böhm beschreibt in einem Beitrag den »Langen Ankauf des Quellenhofs in Bethel 1879 bis 1904«, Richard Neumann berichtet vom Einsatz Bielefelder Posaunenchöre bei der Einweihung des Kaiser--Wilhelm-Denkmals in Porta Westfalica, und Barolt Haase berichtet über den Bethelfilm 1922 bis 1942: »Komm und sieh! Das Verhältnis von Kirche und Film zu Beginn des 20. Jahrhunderts«.
Vereinsmitglieder bekommen den Jahresband kostenlos zugestellt, Interessenten können ihn beim Landeskirchlichen Archiv bestellen. Preis: 30 Euro.
Das Landeskirchliche Archiv (Ritterstraße 19) ist montags bis donnerstags von 9 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr telefonisch unter 05 21 / 514-0 zu erreichen.

Artikel vom 21.10.2005