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Viele Kinder brauchen
ein neues Zuhause

Stadt sucht Pflegeeltern - Werbekampgane gestartet

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Mit einer breit angelegten Informations- und Werbekampagne will die Stadt Bielefeld um mehr Pflegeeltern werben. Ziel ist es, dass von den 638 Kindern in Bielefeld, die nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können, die Hälfte in Pflegefamilien groß werden kann, die andere Hälfte in Heimen.

»Wir wünschen uns für die Kinder tolerante Pflegeeltern, die auch bereit sind, Belastungen auszuhalten«, sagte Georg Epp vom Bereich Jugend, Soziales Wohnen der Stadtverwaltung gestern bei der Vorstellung der Kampagne. Die Eltern werden in Gesprächen mit Experten des Jugendamtes und in Seminaren auf ihre neue Rolle vorbereitet. Bis ein Pflegekind in eine neue Familie kommt, kann bis zu einem halben Jahr vergehen. »Wir sind darum bemüht, dass Familie und Kind auch wirklich zueinander passen.« Deshalb, so Epp, sei die »Abbrecherquote« in Bielefeld erfreulicherweise »gleich null«.
Die Werbekampagne wird auch von Arminia Bielefeld unterstützt. »Unser Verein will zeigen, dass er seine soziale Verantwortung ernst nimmt«, sagte Vorstandsmitglied Albrecht Lämmchen. Vor dem Heimspiel gegen Hannover 96 am 30. Oktober soll für die Aktion in der Schüco-Arena geworben werden. Auch beim nächsten Sommerfest der Pflegeelternvereinigung sollen Arminen-Spieler dabei sein. Die Verkehrsbetriebe »moBiel« unterstützen die Aktion mit kostenlosen Aushängen in ihren Bussen und Bahnen.
Die Stadt startet ihren Vorstoß gemeinsam mit der von-Laer-Stiftung, Bethel, Arbeiterwohlfahrt, Ev. Jugendhilfe Schweicheln, dem Ev. Gemeindedienst und dem Verbund Sozialtherapeutischer Einrichtungen. Alle Träger sehen in Pflegefamilien die beste Alternative, Kinder aufzuziehen, wenn das in der eigenen Familie nicht möglich ist.
Gegenüber einem Heim ist die Unterbringung eines Kindes in einer Pflegefamilie für die Stadt im Jahr 11 000 Euro günstiger. Das jetzige Verhältnis von 40 Prozent Kindern in Pflegefamilien zu 60 Prozent Kindern in Heimen sei für eine Großstadt bereits ausgesprochen gut, versicherte Epp. Die Zahl der 318 Pflegefamilien in der Stadt sei erfreulich hoch. Doch würden dringend weitere Familien benötigt.
Dass Pflegekinder aufzunehmen eine besondere Herausforderung, aber auch Erfüllung bedeutet, bestätigten die anwesenden Pflegemütter, die zum Schutz der Kinder anonym bleiben müssen. Sie berichteten aber auch, dass sie sich manchmal, wenn es zu Problemen kommt, noch mehr Unterstützung vom Jugendamt wünschen. Die sicherte Oberbürgermeister Eberhard David zu, der die Kampagne ausdrücklich unterstützt.
Weitere Informationen über die Aufgaben von Pflegeeltern bietet die Stadt Bielefeld im Internet. Vom kommenden Monat an ist außerdem eine Telefon-Hotline geschaltet: 05 21 / 51-26 26.
www.bielefeld.de

Artikel vom 21.10.2005