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»Ich warte immer noch auf einen Teil meines Geldes«

Nach vier Monaten im Paradies: Ehemaliger Arminia-Keeper Ronny Kockel hat Zypern im Zorn den Rücken gekehrt

Ronny Kockel
Bielefeld (WB). Aus dem Traum wurde ein Albtraum: Ronny Kockels Zeit bei Olympiakos Nikosia ist nach vier Monaten beendet. Im Sommer war der Torwart von Regionalliga-Absteiger Arminia Bielefeld Amateure nach Zypern gewechselt, um sich den Traum von Sommer, Sonne und der 1. Liga zu erfüllen. Nach den Gründen für seine Deutschland-Rückkehr befragte den desillusionierten 29-Jährigen Dirk Schuster.

Herr Kockel, wo stecken sie gerade? Kockel: In Bietigheim in Baden im Haus meiner Eltern. Seit Freitag bin ich wieder in Deutschland.

Aber warum?Kockel: Weil nichts von dem, was Olympiakos mir zusagte, eingehalten wurde. Stammplatz, Geld, Auto, Wohnung - als ich kam, stand ein 1,70 Meter kurzes Bett in meiner Bude. Ich bin 1,88 Meter groß, habe acht Wochen auf ein passendes Bett warten müssen. Immer hieß es morgen, morgen. Und auf einen Teil meines Geldes warte ich immer noch.

Als Sie Bielefeld verließen, hieß es, Trainer Rainer Rauffmann plane Sie und Mano Pölking, den anderen Ex-Arminen bei Olympiakos, als feste Größen ein. Wieso sind Sie keine geworden?Kockel: Weil sich bei Olympiakos kein Torwart der Welt durchgesetzt hätte. Mein Konkurrent Giallouris Tassos war Nationalkeeper. Für die Fans ist er ein Held und er ist der beste Freund vom Vereinspräsidenten. Die Olympiakos-Bosse wollten von Anfang an nicht, dass Rauffmann einen Torwart aus dem Ausland holt. Davon wusste ich nichts. Für Mano läuft es dagegen überragend.

Wenn Ihre Leistungen gestimmt haben, wieso konnten Sie nicht Mitspieler auf ihre Seite ziehen, die Sie unterstützten?Kockel: Die zypriotischen Spieler sind Halbprofis, sie arbeiten noch in einem anderen Beruf. Denen stinkt es, wenn Vollprofis aus dem Ausland verpflichtet werden. Außerdem hat mir das Training und die Einstellung mancher Spieler missfallen. Manchmal war das nur Ball hochwerfen und einfach spielen. Das ist nicht das, was ich mir vorstelle. Und weil ich kein Typ bin, der immer seinen Mund hält, bin ich auch angeeckt.

Und wie geht es nun weiter?Kockel: Ich muss warten, bis der Transfermarkt wieder öffnet. Bis dahin werde ich mich fithalten. Mein Berater Roland Kopp und Arminias Torwarttrainer Thomas Schlieck haben mir Unterstützung zugesagt. Vielleicht gibt's die Möglichkeit, beim Karlsruher SC mitzutrainieren. Die Stadt ist nur 25 Kilometer von Bietigheim entfernt.

Und wenn nicht?Kockel: Gestern bin ich 70 Kilometer auf dem Heimtrainer geradelt. Ich will trainieren und spielen und denen zeigen, dass sie einen Fehler gemacht haben. Ich bin im besten Torwart-Alter. Aber erstmal bin ich froh, dass ich wieder hier bin. Nach sechs Wochen Strand und Meer hatte ich die Schnauze voll.

Artikel vom 22.10.2005