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»Schnupperkurs« im Profilager

Rekonvaleszent Nils Fischer (18) ist Arminias zweikampfstärkster Amateur

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Eigentlich könnte Nils Fischer noch bei Arminias A-Junioren spielen. Doch der 18-Jährige ist seiner Zeit ein ganzes Stückchen voraus. Maik Walpurgis war es, der das DSC-Eigengewächs vor einem Jahr aus der U 19-Bundesliga in den Regionalligakader der Senioren beförderte. Mittlerweile zählt der Jüngste zum festen Stammpersonal der Amateure.

In den bisherigen elf Oberligaspielen war Nils Fischer stets von Beginn an als Abwehrchef dabei. Bis ihm letzten Sonntag gegen Schalke II das Malheur passierte und er sich schon nach zwei Minuten einen doppelten Bänderriss im linken Sprunggelenk zuzog. »Diese Verletzung wirft mich weit zurück. Dabei war ich doch so gut drauf«, ärgert er sich über sein Missgeschick. Mutter Andrea und Vater Carsten, der Arminias Oberligakader betreut, mahnen ihren Filius immer wieder zur Geduld. »Erst muss die Verletzung richtig ausheilen . . .«
Seitdem Nils Fischer in der vergangenen Saison als jüngerer A-Junior Regionalligaluft schnupperte, ist er noch ehrgeiziger geworden. »Schon als Kind wollte ich entweder Lkw-Fahrer oder Fußballprofi werden«, erzählt der junge Mann, der nach dem Fach-abitur derzeit seinen Zivildienst in der Brackweder Südschule absolviert und dort nachmittags u.a. die Kinder bei den Schularbeiten betreut. Augenblicklich versucht er zweimal täglich im Reha-Zentrum an der Eckendorfer Straße den sportlichen Anschluss nicht zu verlieren. Nils hat ein Nahziel klar vor Augen: »Wenn wir am 27. November gegen den FC Gütersloh spielen, will ich wieder fit und dabei sein.«
Sein bisheriger Werdegang ist schon erstaunlich. Beim TuS Eintracht kickte er schon mit dreieinhalb Jahren !! in der »Pampers-Liga«. Über den VfL Schildesche (E-Junioren) kam er 1997 als D-Junior zum DSC Arminia. Als Balljunge bekam Fischer so nebenbei die ersten Kontakte zu den Profis. »Dieser Bazillus hat mich nie mehr losgelassen«, gibt er zu.
Inzwischen ist »der zweikampstärkste Amateur« (Einschätzung der Trainer Lazic und Piwowarski) ganz dicht an den Bundesligakader herangerückt. Nach zwei Trainingseinheiten mit den Profis nahm ihn Trainer Thomas von Heesen kürzlich mit ins Trainingslager nach Marienfeld. »Ich bin sofort hervorragend aufgenommen worden. Keiner der Profis hat Allüren. Die älteren Spieler wie Hain oder Dammeyer gaben mir sofort wertvolle Tipps«, bedankt er sich für die schnelle Integration. Deshalb wurmt es Nils Fischer umso mehr, dass er momentan aufgrund der Verletzung zum Zuschauen verurteilt ist.
»Die Spielpraxis gibt mir Sicherheit und Selbstvertrauen«, sagt der junge Rekonvalszent und stellt missmutig fest: »Jetzt muss ich wieder bei Null anfangen.« Seine Kopfballstärke und sein gutes Stellungsspiel werden bei den Amateuren sehr vermisst. Warum er sich im Seniorenbereich als »Benjamin« schon so gut durchsetzen kann, erklärt Nils so: »In der Regionalliga rammte mir mein Gegenspieler in Chemnitz den Ellenbogen ins Gesicht. Da habe ich begriffen, dass ich mich wehren muss. Seitdem bin ich bei den Senioren angekommen.«
Dankbar für die Förderung ist Nils Fischer vor allem seinen Eltern. »Sie begleiten mich immer und stehen voll hinter mir. So etwas ist nicht selbstverständlich.« Sein Vertrag beim DSC Arminia läuft bis zum Sommer 2007. Bis dahin möchte er endgültig den Sprung in den Profikader geschafft haben. »Fußball ist mein Leben«, sagt er und versichert: »Dafür werde ich alles tun.«

Artikel vom 22.10.2005