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Eismann Ötzi im Namu

Eine Ausstellung über das Leben vor 5300 Jahren


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Er ist 5300 Jahre alt und die bekannteste Gletschermumie der Welt. Ötzi, der Mann aus dem Eis, ist vom 23. Oktober bis zum 23. April 2006 zu Gast im Naturkundemuseum im Spiegelschen Hof an der Kreuzstraße. Nicht das Original, natürlich nicht, aber die einzige existierende Reproduktion - aus Polyester hergestellt nach Fotos, Zeichnungen, Messungen.
Wie die echte Mumie ruht auch der Ötzi von Ausstellungsmacher Dieter Luksch in einem (Pseudo-)Kühlzellenblock, in dem das Original bei einer Temperatur von minus sechs Grad und geringer Luftfeuchtigkeit erhalten wird.
Bei der Namu-Ausstellung, die am kommenden Sonntag um 15 Uhr eröffnet wird, können Besucher jedoch nicht nur einen Blick auf die Mumie werfen, sondern erfahren all das, was bislang über Ötzis Leben und Sterben bekannt geworden ist: dass er 46 Jahre alt wurde, 1,60 Meter groß war, 50 Kilo wog und einen Bart getragen hat, dass eine Pfeilspitze in seine linke Schulter eindrang (erst 2001 entdeckt), dass er von Süden her in die Berge aufgestiegen ist (Baumsamen in seiner Lunge belegen das), was er gegessen hat (in seinem Magen wurde Rothirschfleisch gefunden) und dass er wahrscheinlich in 3210 Meter Höhe an Kälte, Erschöpfung und inneren Blutungen gestorben ist. Auch in der Reproduktion weist die Haut des Ötzi mehr als 50 Tätowierungen auf.
Besucher erfahren aber auch, wie Ötzi gelebt hat, welche Tiere seine Jagdbeute waren und welche Tiere er zu Hause hielt. Sie sehen, welche Kleidung Ötzi trug: einen knielangen Fellmantel, einen Lendenschurz aus weichem Ziegenleder, Leggins, eine Bärenfellmütze und wahrscheinlich als Wetterschutz einen Grasmantel. Dass er kein einfacher Jäger oder Hirte war, beweist unter anderem ein Kupferbeil. Auch die Fundstücke von der tödlichen Pfeilspitze bis zu Klingen aus Feuerstein und einem Ledertäschchen, den Schuhen und einer Steinperle sind als Reproduktionen zu sehen.
Museumsleiterin Dr. Isolde Wrazidlo weist darauf hin, dass über 400 Wissenschaftler aus allen Fachrichtungen an Ötzi geforscht haben: »Trotzdem weiß man noch nicht viel über sein Leben.«
Das, was man weiß, gibt es im Namu zu sehen und - in den museumspädagogischen Angeboten - auch anzufassen. Eine Führung speziell für Lehrer findet am 27. Oktober, 15 Uhr, statt.

Artikel vom 21.10.2005