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Ndjeng füllt
die Notizblöcke

Bundesliga lockt den Paderborner

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Neunmal 90 Minuten. So sieht die aktuelle Zweitliga-Bilanz von Marcel Ndjeng aus. Bislang hat der Außenstürmer des SC Paderborn 07 noch keine einzige Pflichtspielsekunde versäumt, daran wird sich wohl auch am heutigen Freitag (19 Uhr, Hermann-Löns-Stadion) im Aufsteigerduell gegen Eintracht Braunschweig nichts ändern.

»Er spielt«, sagt Trainer Jos Luhukay kurz und knapp über seinen mit 23 Jahren nicht nur jüngsten, mit vier Toren auch treffsichersten Neuzugang. »Meine Quote ist aber miserabel. Es mussten schon doppelt so viele Tore sein«, dämpft der Spieler die stets wachsende Euphorie um seine Person und verweist auf seine größte Schwäche. Allein bei der verlorenen Auswärts-Gala in München vergab der frühere Kölner zwei Chancen der besten Kategorie. Die Zielstrebigkeit im Abschluss fehlt noch, das ärgert besonders Ndjeng selbst, der aber auch das Positive sieht: »Immerhin komme ich zum Abschluss.«
Seine Schüsse aufs Tor sollen möglichst heute auch wieder im Tor landen. »Das haben wir uns schon in der Kabine geschworen. Den Braunschweigern sollen am Freitag die Bälle nur so um die Ohren fliegen«, wird der sonst so stille Star im Team plötzlich ganz laut: »Gegen Braunschweig werden wir nicht nur guten Fußball zeigen, sondern auch was Zählbares behalten.« Wobei Begriffe wie »Torjäger« oder »Star« bei Ndjeng schnell für Proteste sorgten. Er selbst sieht sich als »ordentlichen Konterspieler«, der das Glück hat, »Mitglied eines erfolgreichen Zweitligakollektivs« zu sein: »Unsere ganz große Stärke ist der Teamgeist. Ohne den würden wir nicht diese Rolle spielen.«
Schnell, beweglich, dribbelstark, einer der gute Flanken schlagen kann und dazu (meistens) torgefählich ist - das alles ist Marcel Ndjeng. Wobei Jos Luhukay schon aufpasst, dass sein Jungstar nicht die Bodenhaftung verliert. »Gegen Rostock hat er nur auf dem Hintern gesessen«, beschrieb der Holländer Ndjengs Leistung im Ostseestadion wenig charmant. »Damit will er mich vor zu hohem Erwartungsdruck schützen«, akzeptiert Ndjeng die rustikale Fürsorge des Holländers.
Immer gespielt, viermal getroffen, erst 23 Jahre alt und einen deutschen Pass - nicht verwunderlich, dass sich Ndjeng nach neun Zweitliga-Runden in die Notizblöcke der Erstligisten gedribbelt und geschossen hat. »Da haben wir wohl einen Fehler gemacht«, gibt zum Beispiel Kölns Manager Andreas Rettig zu und macht zugleich Interesse deutlich: »Im Fußball gibt es Fehler, die man korrigieren kann.« Das Werben um Ndjeng ist eröffnet, ihn selbst lässt das noch kalt. Allerdings traf der Profi Vorsorge. Bis 2007 unter SCP-Vertrag, ermöglicht eine Ausstiegsklausel einen früheren Wechsel für eine festgeschriebene Ablöse.
Der letzte, der so eine Klausel in Paderborn nutzte, hieß Patrick Owomoyela. Der marschierte bis Sommer 2003 ebenfalls auf der rechten Außenbahn, ging über Bielefeld nach Bremen und ist heute zehnfacher Nationalspieler.
2. Liga am Freitag: Paderborn - Braunschweig, Bochum - Freiburg, Aachen - Offenbach, Burghausen - Dresden (19 Uhr).

Artikel vom 21.10.2005