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Grippeschutz:
Jeder soll sich impfen lassen

Eil-Erlass: Geflügel in den Stall

Düsseldorf (dpa/lnw). Angesichts einer drohenden weltweiten Grippewelle hat die nordrhein-westfälische Landesregierung ihre Impf-Empfehlung ausgeweitet. Sie rät in diesem Jahr erstmals allen Bürgern zu einer Schutzimpfung. Bisher hatte das Land diese Vorsorge nur Kranken, Älteren, medizinischem Personal und Pflegekräften angeraten.

Das Land halte für 15 bis 30 Prozent der Bevölkerung Grippeimpfstoff bereit, teilte eine Expertin des NRW-Gesundheitsministeriums gestern mit. Der derzeitige Mangel an Impfstoff gegen die saisonale Grippe in NRW werde bis zum November behoben sein.
Bereits an der »normalen« saisonal wiederkehrenden Grippe erkranken jährlich fünf Millionen Bundesbürger. Etwa 10 000 von ihnen sterben. Gleichzeitig ist nur jeder vierte Deutsche geimpft.
Die Grippe-Impfung sei ein erster Schutz gegen das neuartige und bisher nicht erforschte Virus der kommenden Grippewelle. Die Forscher müssten erste Erkrankungen abwarten, um in fünf bis sechs Monaten einen gezielt abgestimmten Impfstoff für weitere Grippewellen zu bekommen.
Für den Fall, dass in Zukunft ein neues und für den Menschen extrem gefährliches Virus kursiere, seien Geimpfte zumindest gegen den Erreger der saisonalen Grippe geschützt. Parallele Infektionen würden vermieden - und somit die befürchtete Vermischung von Viren im menschlichen Körper verhindert.
Mit der neuen Empfehlung geht das Land NRW über den bundesweiten Rat der Ständigen Impfkommission (Stiko) des Robert-Koch-Institutes aus Berlin hinaus. Tierärzten und anderen Menschen, die häufig mit Geflügel arbeiten, wird in NRW schon seit längerer Zeit eine Grippeschutzimpfung empfohlen. Einen entsprechenden Erlass hatte das Landesgesundheitsministerium gemeinsam mit dem Umweltministerium bereits im August auf den Weg gebracht. Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Impf-Aufruf und der sich ausbreitenden Vogelgrippe gibt es jedoch nicht.
Die Geflügel-Krankheit breitet sich unterdessen in Europa weiter aus. Überall in Deutschland müssen deshalb Hühner, Enten und Gänse in den Stall. Eine entsprechende Eil-Anordnung - die erste dieser Art in der Geschichte der Bundesrepublik - erließ Bundesverbraucherminister Jürgen Trittin (Grüne) gestern. Das Freilaufverbot soll möglichst schon heute, spätestens jedoch am Samstag in Kraft treten. Danach muss bis zum 15. Dezember sämtliches Geflügel weggesperrt werden.
Im europäischen Teil Russlands, etwa 200 Kilometer südlich von Moskau, war zuvor das gefährliche Vogelgrippevirus H5N1 nachgewiesen worden. In Rumänien bestätigte sich ein zweiter Verdachtsfall. Trittin zufolge gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand in Deutschland noch keine erkrankten Vögel. Die Risikolage habe sich verändert, sagte Trittin. Die Situation sei Besorgnis erregend. Trittin begründete die Eil-Verordnung damit, dass zwischen der betroffenen russischen Region und Deutschland direkter Vogelzug bestehe.

Artikel vom 20.10.2005